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was sehr geschickt angestellt werden muß, wenn der Betreffende sich nicht einen derben Schlag zuziehen will. Beide Spiele empfehlen sich unseren ländlichen Belustigungen.

Da nun das Ziel meiner Hauptthätigkeit hierselbst die Erforschung der Pflanzenwelt ist, und diese bereits Gegenstand einer eigenen Arbeit geworden ist, so enthalte ich mich hier eingehender Nachrichten und beschränke mich darauf, nur die hauptsächlichsten Eigenthümlichkeiten der Flora an dieser Stelle hervorzuheben. Durch die große Mehrzahl der Arten von den übrigen Theilen der Nilflora gänzlich verschieden, zeigt das Gebiet, welches offenbar eine weit größere Artenmenge beherbergt, als auf gleichem Raume Abyssinien, Sennar oder Kordofan, eine entschiedenere Verwandtschaft mit Guinea und den südlichen Nigerländern. Die große Anzahl von Rubiaceen, darunter die größten Bäume, der Liliaceen und der Anonaceen, Sapotaceen, Melastomaceen und Scitamineen mit vielen Arten sprechen allein schon dafür. Die wenigen Arten, welche dieses Land, das Tondj-Djūr-Land, mit den bekannten Theilen des Nilgebiets gemein hat, sind entweder bereits sämmtlich in anderen Theilen des tropischen Afrika’s gefunden worden, oder werden wohl noch daselbst gefunden werden. Eine bisher im östlichen Afrika noch unbekannte Pflanzenklasse fand sich in Gestalt von Isoëtes, welcher den Grund der Regenteiche bedeckte, hierselbst vertreten. Ein großer Lianenstrauch aus der Familie der Apocynaceen, Carpodinus, von den Bongo Monō genannt, ist wegen des Guttapercha liefernden Milchsaftes bemerkenswerth; die Frucht gleicht einem Granatapfel, und gehört zu den wohlschmeckendsten des in dieser Hinsicht armen Afrika’s. Der häufigste Baum des Gebiets ist unstreitig der Butterbaum, Lūlu der Bongo, und nächst ihm ist keiner so verbreitet wie Crossopteryx, der afrikanische Repräsentant der Chinabäume. Ich nenne von den hervorragendsten Typen des Waldes noch folgende Geschlechter: Kigelia, Odina, Sterculia, Tamarindus, Khaya, Soymida, Parkia, Anogeissus und Ficus mit je einer, und Combretum, Terminalia, Gardenia, Cordyla, Vitex, Urostigma, Chrysophyllum etc. mit zum Theil zahlreichen Arten. Die 660 bisher von mir in diesem Gebiet gesammelten Arten von Phanerogamen vertheilen sich folgendermaßen unter die wichtigsten Familien: Papilionaceae 66, Gramina 50, Cypraceae 46, Rubiaceae 38, Euphorbiaceae und Liliaceae je 28, Compositae 26, Scrophulariaceae 20, Convolvulaceae 16, Cucurbitaceae 15, Ampelideae und Asclepidaceae je 14, Capparidaceae und Acanthaceae je 12, Mimosaceae 13, Moraceae 11, Combretaceae 10. Auch 5 Arten Farrnkräuter, 2 Ophioglossum und Marsilea finden sich im Gebiet, welches im Gegensatze zum ägyptischen Sudan bereits mehrere Arten Laubmoose und eine nicht unbedeutende Zahl Lebermoose,

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)