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Kräftige unermüdliche Schläge der Nogarra,[1] fortwährendes Ertönen der Kuhhörner und täuschendes Rindergebrüll erzeugende Riesenflöten, aus Baumstämmen geschnitzt und an einer kleinen, seitlichen Oeffnung mit vollen Lungen geblasen, bilden die Basis dieses meilenweit ertönenden Höllenlärms, während Hunderte von Männern und Frauen, gesondert nach dem Geschlechte und von den Kindern in dritter Linie umstellt, theils Flaschenkürbisse mit kleinen Steinchen schütteln, als gelte es Butter zu schlagen, theils mit Stöcken auf Bündeln von dürren Reisern schlagen, was einen ganz eigenthümlichen Effect hervorruft. Daß dabei Alle nach Leibeskräften schreien, kreischen und brüllen, ist wohl selbstverständlich, daß sie aber zu so vielen Anstrengungen des Leibes unermüdlich in allen nur denkbaren Kautschukbewegungen ausharren, läßt sich nur bei gehöriger Würdigung der Zähigkeit einer Negernatur begreifen.

Die Gesänge der Bongo zu beschreiben, ist wohl eine schwere Aufgabe; ein plapperndes Recitativ, das oft an Hundejammer, oft an an Kuhgebrüll zu erinnern scheint, und mit langen Schwätzereien in gewöhnlicher Stimme, d. h. einer langen Reihe schnell hinter einander ausgestoßener Worte abwechselt, so könnte man sie annähernd bezeichnen. Ihre vocalisirte Sprache ist reich an schwer nachahmbaren Lauten, und ich glaube, daß man zur richtigen Erlernung des Bongo sich die vier unteren Schneidezähne ausziehen lassen müßte.

Zum Schluß muß noch der Spiele gedacht werden, in welchen die Bongo ihre Gewandtheit üben, und die ebenso originell zu sein pflegen, als ihre primitiven musikalischen Versuche. Unter ihnen verdient namentlich eines als Uebung zur Jagd mit der Lanze gebräuchlichen Spieles gedacht zu werden. Umgeben von einem großen Kreise von Männern, welche anstatt der Lanzen mit spitzen Stäben harten Holzes bewaffnet sind, läuft Einer innerhalb dieses Raumes umher, indem er unter den Beinen beim Laufen ein an einen langen Strick befestigtes Stück weichen Holzes, meist eine Kigelia-Frucht, kreisen läßt. Die Umstehenden werfen nun ihre Stäbe und bemühen sich, das kreisende Holzstück zu treffen. Sobald letzteres getroffen wird fällt es zu Boden, und ein großes Halloh begrüßt den Sieger. Ein zweites Spiel erfordert nicht geringere Geistesgegenwart. Ein halbmondförmig gekrümmtes Holzstück trägt in der Mitte eine kurze Leine; dieses wird mit Gewalt derartig mit dem einen Ende auf den Boden geschleudert, daß es kreisend die Luft durchschneidet. Eine Gruppe von etwa 20 Schritt vis-à-vis Stehenden sucht nun das Holz am Bande zu fangen,


  1. Die Kriegstrommel der Wilden, bestehend aus einem großen mit Rinderhaut überzogenen Thongefäß.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)