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in welchen die Talch-Acacie immer seltener wird, gelangte man Mittags nach 2 St. 40 Min. zu den Dörfern von Wadj.[1] Dies ist der allgemein gebräuchliche Name von der auf der häufig begangenen Route belegenen Localität, die nichts mit dem Gebiete Wadj im Osten von Rek zu thun hat, von welchem Poncet uns Kunde gegeben hat. Die Bewohner dieses Wadj waren feindselig, hatten ihre Wohnungen verlassen, und schwärmten wie scheues Wild mit Bogen und Pfeil in den Wäldern der Nachbarschaft umher. Als auf einer botanischen Rundtour durch den Wald häufig vor unsern Schritten einzelne dieser Wilden aufgescheucht wurden, geriethen meine Begleiter in nicht geringe Besorgniß, und befürchteten aus jedem Bosquet, an welchem ich mir Pflanzen suchend zu schaffen machte, einen versteckten Pfeil hervorgleiten zu sehen. Bereits zum Raubgebiete des Ghattas gehörig, hatten die Einwohner wahrlich keinen Grund, ihren Bedrückern gastfrei entgegen zu kommen. Weit rascher hätten wir vorwärts kommen können, wäre in Folge der großen Menschenmenge nicht sofort nach jedem Halt die erste Sorge der Führer gewesen, die nöthigen Kornvorräthe herbeizuschaffen, zu welchem Ende immer eine ganze Compagnie Träger ausgesendet wurde und Stunden verloren gingen.

Nachmittags wurden noch 3 St. 4 Min. marschirt, und am folgenden Morgen eine Gegend durchzogen, welche bereits durch spärlichen Baumwuchs und große Steppenflächen einen Uebergang zu den völlig baumlosen Thonflächen von Djerauīl bildete, die man nach 5stündigem (und 3 Min.) Marsche erreichte. Elephantenspuren frischen Datums wurden auf dieser Strecke häufig gekreuzt, und Giraffen sah man zu beiden Seiten des Weges mit wackelnden Köpfen über die holperigen Grassteppen eilen, jeden Schritt, wie hinkend, mit einer ellenlangen Verbeugung begleitend. Die großen Dörfer dieser Fläche standen jetzt leer da, indem Wasser- und Futtermangel die Einwohner gen Westen in die Ufernähe der Flüsse geführt hatten.

31. März. Nach zweimaliger Unterbrechung der Nachtruhe durch fortgesetzten Marsch erreichten wir früh morgens 4 St. 24 Min. von Djerauīl, nachdem meist in der Richtung SW. z. W. marschirt worden war, die ersten Bodenunebenheiten: einzelne Felsblöcke und ein deutlich aufsteigendes Terrain. Bald darauf trat man in geschlossenen Wald, welcher sich von dem bisher durchzogenen durch Laubfülle und geringeres Vorwalten der Busch- und Bosquetform von Sträuchern, vor allem aber durch den größten Theil der die Bestände bildenden Baumarten wesentlich unterschied. Der Boden, felsig und von einem


  1. Alle und ähnlich geschriebene Worte wie Djūr etc. sprich: Diūr, Wadch etc.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)