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bildet von nun an die Einfriedigung aller Inseln der Schillukregion, welche mit diesen Dickichten wie mit einem natürlichen Dornverhaue (Seriba) umgeben sind. Nur eine Pflanze in den benachbarten Ländern wetteifert mit der Habbas-Mimose an Gefährlichkeit für Haut und Kleider des Reisenden, es ist die abyssinische Kautuffa (Pterolobium), welche vor jener das voraus hat, daß ihre Stacheln gekrümmt sind und förmliche Widerhaken bilden. Der im gesammten mittleren und oberen Nil-Gebiete weitverbreiteten Kittr-Acacie (A. mellifera Bth.) sei hierbei nicht gedacht, denn ihre gefährlichen Bosquets kann der Reisende leicht umgehen und vermeiden. Die Durracultur scheint in den letzten Jahren in dieser Gegend bedeutende Ausdehnung gewonnen zu haben, und es ist ein erfreuliches Zeichen des fortschreitenden Bodenbaus, den Fellachen Nubiens immer weiter und weiter die Ufer des Weißen Nils hinaufwandern und die passiven Völker der schwarzen Race theils verdrängen, theils zu größerer Energie anspornen zu sehen.

Der Viehreichthum dieser Gegend ist enorm. Fortwährend fährt man an Tränkeplätzen vorüber, wo Heerden von nicht unter 1000, ja bis 3000 Stück Rinder versammelt sind. Nachmittags wurde Kaua, auch el Ēs genannt, erreicht, einstmals die Südgrenze der ägyptischen Herrschaft bildend und auch jetzt noch der am weitesten nach Süden vorgeschobene Platz, bis wohin das Land (die Mudirīeh von Chartūm) regelrecht administrirt wird.

12. Januar 1869. Unmittelbar oberhalb Kaua beginnt die Region der Schilluk-Inseln, welche noch reiche von der Axt wenig gelichtete Bestände riesengroßer Ssūnt-Acacien aufweisen. Bei einem dieser zahllosen kleinen Waldinseln, Namens Om-Mandēb (Mutter der Mandēb-Mimosa) wurde gehalten. Oxystelma und Coccinia wuchern in Massen mitten unter den Mimosen-Dickichten. Eine interessante Erscheinung bildet das völlig wilde Auftreten der Wassermelone (Citrullus vulgaris Schrad.), welche gegenwärtig ihr Culturcentrum zweifellos in Centralasien habend, offenbar afrikanischen Ursprungs ist. Bereits Reisende in Kordofan sammelten wilde Exemplare dieser Art. Die Früchte sehen täuschend aus wie Coloquinthen, haben ein weißes Fleisch, sind jedoch frei von jeder Bitterkeit. Wassermelonen in dürren Wüsten-Oasen ausgesäet, degeneriren bald und werden dieser Stammform ähnlich; so sah ich bei Durrur und Suakin am Rothen Meere gleichfalls ganz weiße, coloquinthengroße Früchte, welche die Beduinen in der Nähe der brackigen Brunnen ausgesäet hatten. – Bei Sonnenuntergang fährt man am Westufer der sehr lang hingestreckten Insel Aba entlang, wo die Ssūnt-Acacien eine bisher nicht wahrgenommene Größe entwickeln. Wie stolze Eichen mit weitverzweigtem Astwerk ragen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_032.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)