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todte obere Theil des Piks zu dem vollen und blühenden Leben an seinem Fuße bildet. Die einzelnen Pflanzengürtel, welche wir beim Hinaufwege durchritten hatten, konnten wir deutlich unterscheiden: am Ufer die subtropische blüthenreiche Palmen- und Bananen-Region, dann den Reben- und Korn-Gürtel, darüber die immergrünen Lorberwälder und über diesen die weit ausgedehnten dunkelgrünen Kiefern-Waldungen, welche die nach den Küsten auslaufenden Bergrücken bedeckten.

Weit über Alles dies erhoben sich die schwarzen, rothen und braunen Lavawände des Circus, die Cañadas, die wir hier in ihrer ganzen Großartigkeit überschauten. Der Bimssteinring des Circus oder die Ginsterebene erschien wie ein Strom am Fuße des schwarzen Kegels, dessen Schneekuppe ringsum Alles überragte. Die Trichteröffnung des Craters, auf deren höchstem Rande wir uns befanden, ist vom Nordosten stark nach Südwesten geneigt. Der Trichter selbst ist kleiner, als beim Etna, Vesuv und vielen anderen kleineren Vulkanen. Er hat bei 300 Fuß Durchmesser nur 100–150 Fuß Tiefe. Die heißen Dämpfe, welche beständig aus der Kraterasche hervorquellen, hatten keinen Schnee im Trichter liegen lassen, und der verwitterte rothe und braune Boden erschien stellenweis mit sehr schönen Schwefelcrystallen bedeckt.

Nachdem wir das unvergleichliche Panorama eine Stunde lang genossen, begaben wir uns um 1 Uhr auf den Rückweg. Wir kundschafteten eine beim Hinaufsteigen nicht gesehene Stelle aus, an welcher der Schnee in ziemlicher Ausdehnung weggeschmolzen war, und gelangten in der warmen Asche, halb springend, halb rutschend, schnell zur Rambleta hinab, wo Don Emanuel in großer Besorgniß uns erwartete. Der Weg über das Malpays hinab war noch äußerst unangenehm, und wenn auch nicht so anstrengend, doch in der That gefährlicher, als das Hinaufsteigen. Er wurde jedoch glücklich und ohne Unfall zurückgelegt.

Um 3 Uhr waren wir schon wieder in der Estancia inglese, wo unsere drei Gefährten, die Führer und die Maulthiere unserer warteten. Nach halbstündiger Rast und nachdem wir die Ueberreste des Proviants verzehrt hatten, traten wir den Rückweg an. Am Fuße des Centralkegels, auf der Bimssteinebene des Circus angelangt, bestiegen wir um 4 Uhr wieder unsere Maulthiere. Der zweistündige Ritt durch den Circus zum Portillo war noch höchst genußreich, da die prachtvoll untergehende Abendsonne zur rechten Hand die rothbraunen Cañadas, zur linken Hand den schneebedeckten Gipfel mit den glühendsten Purpurtinten bemalte.

Um so unangenehmer gestaltete sich der Rückweg vom Portillo an. Das Hinabreiten auf dem von Lavablöcken bedeckten Wege, der

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_027.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)