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Wasser zu bedürfen scheint, kann in diesem sterilen, trocknen Steingeröll gedeihen. Alles thierische Leben scheint erloschen. Die Einsamkeit und Oede der vulkanischen Landschaft ist überwältigend. Um 8½ Uhr Morgens hatten wir den Fuß des Centralkegels erreicht und nach einer weiteren halben Stunde, in der es sehr steil bergan ging, die Estancia de los Ingleses, den Punkt, bis zu welchem allein die Maulthiere aufwärts klettern können.

Die Estancia de los Ingleses oder der englische Hof, ungefähr 8500 Fuß hoch, an der Ostseite des Kegels gelegen, ist nicht, wie man nach dem Titel erwarten könnte, eine Art Gasthof, nicht einmal eine einfache Steinhütte, wie die Casa degli Inglesi auf dem Etna, in welcher ich vor 7 Jahren am Fuße des Aschenkegels übernachtet hatte. Vielmehr ist es einfach ein etwas geschütztes Plätzchen in der wilden Lavawüste, umgeben von mehreren großen, theilweise überhängenden Lavablöcken. Hier übernachten gewöhnlich die Pikbesteiger unter freiem Himmel, ehe sie die Besteigung des Centralkegels unternehmen. Die Mehrzahl derselben kehrt aber hier um. Denn nun beginnt erst der eigentlich anstrengende, und zuletzt in der That sehr beschwerliche Theil der Arbeit.

Nachdem wir aus den mitgebrachten Kohlen ein Feuer angemacht, uns durch ein frugales Frühstück gestärkt und eine halbe Stunde geruht hatten, brachen wir auf zur Besteigung des Gipfels. Die Maulthiere und Pferde blieben hier zurück, ebenso ein Theil der Führer, und auch der eine Student, Herr F., welchen ein böser Hufschlag des Maulthieres gegen das Knie am Weitergehen verhinderte. Der centrale Kegel des Vulkans, an dessen Ostseite wir jetzt hinaufzuklettern begannen, besteht aus zwei Abschnitten. Der untere Abschnitt ist ungefähr 3000 Fuß hoch, also fast so hoch, wie der Brocken über dem Meere. Er heißt mit Recht das „böse Land“, Malpays, und besteht aus lauter mächtigen über einander gehäuften Lava- und Obsidianblöcken. Der obere Abschnitt, welcher noch nicht ganz 1000 Fuß Höhe hat und oben ganz spitz zuläuft, ist der Aschenkegel. Seine Oberfläche ist größtentheils mit lockerer schwarzer Asche und darin zerstreuten kleineren Lavablöcken bedeckt. Beide Abschnitte des Centralkegels sind äußerst steil und beschwerlich zu ersteigen. Beide sind getrennt durch eine kleine Hochebene, la Rambleta genannt, welche ringförmig den Fuß des obersten Aschenkegels umgiebt.

Die schwarzen Lavablöcke, welche das Malpays bedecken, sind von sehr verschiedener Größe; viele davon erreichen einen Durchmesser von 8–12, die größten über 20 Fuß. Dazwischen liegt lockeres Geröll von zahlreichen kleinen Steinen. Die Vegetation hört hier gänzlich auf. Nur ein kleines Veilchen (Viola cheiranthifolia) geht

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_019.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)