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berühren, bilden lange Trockenstellen oder salzhaltige kleine Seen und sterben endlich ganz ab, indem theils der durstige Boden, theils die erhitzte Atmosphäre ihr Wasser verschlucken. Für Kolonisation ist die Steppenzone darum ungeeignet, und die einzige russische Ansiedelung derselben, Iljiskoje an einer Ueberfahrtsstelle des Ili, hat keine ökonomische, sondern nur strategische Bedeutung. Dagegen hat die Steppenzone für die Oekonomie der Eingeborenen, der Kirgisen, eine um so größere Wichtigkeit, denn sie gewährt ihnen die beste Ueberwinterungsstätte und gutes Viehfutter während des kurzen, wenig schneeigen Winters, der dieser Zone eigenthümlich ist.

Die zweite Zone, welche die Kultur- und Gartenzone heißen könnte, erstreckt sich nicht nur am Fuße des Alatau, sondern geht auch seine Vorberge und Thäler bis zur untern Grenze des Nadelholzes hinauf, d. h. von 2000–4500 Fuß am Nord- und bis 5000 Fuß am Südabhange des Gebirges. An Laubwaldungen ist in dieser Zone kein Mangel, besonders sind solche Wäldchen in den untern Theilen der Querthäler, welche den Nordabhang des Alatau durchbrechen, nicht selten und üppigen Parkanlagen zu vergleichen. Unter den Baumgattungen dieser Zone treffen wir auch Obstbäume, die in Sibirien völlig fremd sind, so den wilden Apfel- und den wilden Aprikosenbaum, im westlichen Thian-Schan auch Pistacien- und Wallnußbäume. Außerdem gedeihen in dieser Zone: Populus laurifolia, P. tremula, Betula davurica, die schöne, neuentdeckte Ahornart Acer Semenowii, Sorbus aucuparia, Prunus padus und Crataegus pinnatifida. Von diesen steigen auch in die folgende Zone hinauf: Birke, Espe und Vogelbeere. Sträucher sind ebenfalls in dieser Zone zahlreich vertreten: Clematis soongorica Bge., Cl. orientalis L., Berberis heteropoda Schr., Caragana frutescens Dc., C. tragacanthoides Poir., C. pygmaea Dc., Halimodendron argenteum Dc., Prunus prostrata Lab., Spiraea hypericifolia L., S. multifida L., S. crenata L., S. trilobata L., Rubus idaeus L., Rosa pimpinellifolia Dc., R. platyacantha Schr., R. cinamomea L., R. acicularis Lind. var. Gmelini, Cotoneaster vulgaris Lindl., C. nummularia Fisch., Myricaria alopecuroides Schr., Ribes heterotrichum Mey., Lonicera tatarica L., Viburnum opulus L., Hippophae rhamnoides L., einige Calligonum und Ephedra. Die Flora dieser Zone schließt im Ganzen über 60 Procent europäischer Arten in sich, und zwar besonders Vertreter der mitteleuropäischen Flora. Unter den rein asiatischen Typen gehören einige zur sibirisch-altaischen Flora, andere zur Aralo-Kaspischen, die meist aus der vorhergehenden Zone höher hinauf gezogen sind, eine dritte Abtheilung endlich bilden die der Dsungarei d. h. den Stufenländern des Thian-Schan, der beiden Alatau und des Tarbagatai eigenthümlichen

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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Vierter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1869, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_IV.djvu/235&oldid=- (Version vom 1.8.2018)