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Am 12. October zeigte das Thermometer 8 Uhr früh −2,5 Gr. C. bei heiterm Himmel. Für das Nachtlager am Dürenyn-Ssu, das etwas oberhalb seiner Mündung in den Kebin lag, ergab sich eine Höhe von 5962 Fuß, danach mußte das Thal des Kebin an der Mündung dieses Beiflusses auf 5500 Fuß absolute Höhe geschätzt werden. Der unmittelbar über dem Lager etwa 2000 Fuß steil ansteigende Berggrat ließ Schiefer von graugrünlicher Färbung, dessen Schichten von O. nach W. strichen und sich nach N. unter einem Winkel von 65 Gr. senkten, zu Tage stehen. In einer halben Stunde war der Kebin erreicht. Das Thal desselben war hier etwa ½ Werst breit; vom Nordabhange der Südkette ging in dasselbe ein hochstämmiger Fichtenwald hinab. Der Kebin ist ein rauschender, an Wasserfällen reicher Fluß, der hier eine Breite von etwa 50 Fuß hat. Nachdem er in einer Furt passirt war, begann das Aufsteigen an der Nordkette in der Richtung nach Nordost. Das Gestein war derselbe Schiefer wie an der Südkette mit fast derselben Streichung von Ost nach West (nur um 5 Gr. abweichend in der Richtung von OSO nach WNW), fiel aber hier nach S. unter einem Winkel von 55 Gr. Diese synklinische Lage der Schieferschichten im Kebinthale beweist offenbar, daß das Gebirge auf beiden parallelen Linien gleichzeitig gehoben wurde. Was die geologische Epoche dieses Schiefers betrifft, so ist er sehr alt, paläozoisch, und obwohl wegen Mangels an Versteinerungen die Formation, zu der er gehört, nicht genau zu bestimmen war, so möchte er doch in eine der beiden älteren paläozoischen Formationen zu setzen sein; wenigstens im östlichen Flügel des Alatau liegt auf ähnlichen Schiefern Kalk mit Versteinerungen der devonischen Periode, dieser aber wieder unter Bergkalk (aus der Steinkohlenformation).

Der Marsch aus dem Kebinthale zur Höhe des Passes Keskelen dauerte 5 Stunden. Die Schieferschichten nahmen bald ein Ende, und man traf hellen grobkörnigen Granit an, welcher steile, felsige Abstürze bildete. Das kleine Querthal, in dem man aufstieg, hob sich rasch in steilen Stufen und war durch einen starken Granitkamm geschlossen. Ein wild rauschender Bach, dessen Ränder schon stark beeist waren, führte an den Fuß der hohen Granitwand, wo er seinen Ursprung nahm. Ueber 1000 Fuß hoch war diese letzte Stufe des Aufstiegs und aus hellem und rothem Granit zusammengesetzt. An der Grenze beider Varietäten ging der Weg im Zickzack aufwärts, zuletzt mit lockerem Schnee bestreut. Die Uebergangsstelle bildet einen kleinen Ausschnitt in dem Gebirgskamme, dessen nächste Gipfel etwa 3–500 Fuß über den höchsten Punkt des Passes, welcher 10,400 Fuß über dem Meere liegt, hinausstehen. Links, d. h. westlich vom Passe erheben sich abschüssige Felsen von hellem Granit,

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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Vierter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1869, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_IV.djvu/151&oldid=- (Version vom 1.8.2018)