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darstellt, wenn er vom Kungei aus über den See nach Süden schaut. Der dunkelblaue Wasserspiegel kann in seiner Saphirfarbe kühn sich mit dem Genfersee messen, nur daß er eine fünfmal größere Fläche bedeckt als dieser, und der unvergleichliche Hintergrund dem Bilde eine Erhabenheit giebt, die der Genfersee nicht besitzt. Während hinter diesem die Vorberge der Savoyischen Alpen aufsteigen und die majestätische Gruppe des Montblanc vollständig verdecken, erstreckt sich hinter dem doppelt so breiten Issyk-Kul eine auf etwa 40 Meilen übersehbare ununterbrochene Schneekette. Die scharfen Umrisse der Vorberge, die dunklen Spalten der sie durchschneidenden Querthäler, alles dies wird gemildert durch den leichten und durchsichtigen Wasserdampf des über dem See schwebenden Nebels, aber um so klarer, um so bestimmter in den geringsten Einzelheiten ihrer Contouren, um so glänzender zeichnen sich auf dem dunkelblauen Grunde des wolkenlosen mittelasiatischen Continentalhimmels die vom Sonnenlichte übergossenen grauen Häupter der Bergriesen ab, die aus dem durchsichtigen Nebeldampfe scharf sich abheben. Steht man bei dieser Schau im westlichen Theile des Kungei, so nimmt gerade gegenüber die Decke des ewigen Schnees etwa 3/5 der über den Seespiegel emporragenden Gebirgshöhe ein, wendet sich der Blick südöstlich, so sinkt der schneelose Theil des Gebirges mehr und mehr in die dunkelblaue Wasserfläche, bis endlich im Osten die Wogen des Sees unmittelbar den Schnee der gigantischen Gruppe des Chan-Tengri zu bespülen scheinen. Nur der Vordergrund dieser Landschaft erreicht bei weitem nicht die Anmuth schweizerischer Seelandschaften. Statt der Uferterrassen mit den prächtigen Gärten, statt der blühenden Städte und Dörfer, der poetischen Villen und Schweizerhäuschen, sieht der Wanderer am Issyk-Kul eine traurige, öde Fläche vor sich, ohne allen Schmuck dessen, was die Hand des civilisirten Menschen anzupflanzen und hervorzubringen vermag. Unfruchtbar, mit zahllosen Steinen besäet, im Ganzen ohne Baumwuchs liegt diese Uferfläche da; nur an den Ufern der muntern Gebirgsbäche, hie und da auch am Seeufer, trifft der Blick auf Gruppen kleiner Bäume und hoher Gesträuche, meistens Sanddorn (Hippophae rhamnoides) mit schmalen silbernen Blättern und Zweigen, die mit hellrothen Beeren dicht besetzt sind, dazu Crataegus pinnatifida und zwei oder drei Weidenarten. Zuweilen schauen aus solchen Gruppen die weißen Filzjurten kirgisischer Hirten oder der lange Hals eines zweihöckrigen Kameels hervor, noch seltner bricht aus dem die Baumgruppen umsäumenden dichten Rohrgebüsch eine zahlreiche Heerde wilder Schweine oder der furchtbare Beherrscher dieser Rohrdickichte – der Tiger.

Die Seegestade selbst sind nicht überall flach, im Gegentheil an

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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Vierter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1869, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_IV.djvu/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)