Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zweiter Band. | |
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Der Gesammtertrag der jährlichen Theeproduction Chinas läßt sich mit Genauigkeit nicht angeben. Wenn europäische Kaufleute die ganze Menge des in China selbst consumirten und über die Grenzen exportirten Thees auf 10 Milliarden Pfund veranschlagen, so ist dies eben nur eine muthmaßliche, auf den allgemeinen Theeverbrauch in China und die Zahl seiner Bevölkerung gestützte Ziffer. Ebenso wenig lassen sich sichere Angaben über den gesammten Theeumsatz auf den großen Theemärkten machen, an welchen der europäische Handel betheiligt ist, man kann die Bedeutung dieser Plätze nur nach der Quantität des von ihnen exportirten Thees abmessen.
Von den 176 Mill. Pfd. Thee (genau 175,934,909 Pfd. im Werthe von 10,030,355 Lstr.), die im Jahre 1863 aus China exportirt wurden, fielen auf die drei am Jantsekiang liegenden Häfen etwas über 68½ Mill. Pfd., wovon 40½ Mill. allein in Hang-kao verhandelt waren[1].
Aus Fu-tscheu-fu wurden über 42 Millionen Pfd. verladen (genau 42,274,829 Pfd.) und aus Kanton nahe an 24½ Mill. Im Ganzen gingen aus den fünf bezeichneten Plätzen 135,289,117 Pfd.
Die übrigen 40½ Mill. Pfd. nahmen ihren Weg aus China über Amoy, Ning-po, Schanghai und Swa-tu (Tscho-tscho)[2].
Aus dieser Uebersicht ergiebt sich, daß die Häfen am Jantsekiang, vor allen Hang-kao, in hervorragender Weise am Theeexport betheiligt sind. Wenn die Ausfuhr des letzgenannten Platzes etwa um 1½ Mill. Pfd. hinter der von Fu-tscheu-fu im Jahre 1863 zurückstand, so ist dabei nicht zu vergessen, daß Hangkao erst seit dem Sommer 1861 dem europäischen Handel erschlossen ist, während Fu-tscheu-fu seit dem Vertrage von Nanking, also seit 1842, europäische Handelscomptoire in seinen Mauern, und festgewordene Handelsverbindungen mit dem Innern hat. Hang-kao hatte außerdem zwei Mal (in den J. 1853 und 1857) das Schicksal, den Taiping in die Hände zu fallen, was die dort ansässigen chinesischen Großhändler nicht gerade ermuthigte, große Vorräthe zu halten, überhaupt den Kapitalbesitz und den Handel der Stadt arg zerrüttete. Unter solchen Umständen erscheint die Ziffer der Ausfuhr von Hang-kao als eine höchst bedeutsame und erlaubt fast mit Sicherheit anzunehmen, daß dieser Platz bald sich zum ersten im Theeexport China’s aufschwingen wird.
Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zweiter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1867, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_II.djvu/323&oldid=- (Version vom 1.8.2018)