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haben. Die Motive und die Veranlassung des gegenwärtigen Aufstandes liegen überhaupt im Dunkeln. Heinz berichtet, daß er darüber die verschiedensten Erzählungen gehört habe.

Als die wahrscheinlichste Version – da sie von zwei Seiten übereinstimmend kam – giebt unser Gewährsmann folgende. In der Stadt Singan-Fu, Hauptstadt der Provinz Schän-Si, unfern des Weiho, lebten zwei reiche, vornehme Herren, der eine ein Mandschu, der andere ein Dungene. Der letztere kaufte dem ersteren einen großen Transport Vieh ab und weigerte sich aus irgend einem Grunde seine Schuld zu bezahlen. Darüber that der Mandschu dem Anderen öffentlich einen Schimpf an, der Dungene gerieth in Wuth (wie denn die Dungenen als hitzige, rasch zum Messer greifende Menschen geschildert werden), zog den Säbel und rannte ihn seinem Gegner durch den Leib. Nun rotteten sich die zahlreichen Klienten des Erschlagenen zusammen, lauerten dem Mörder auf, erschlugen ihn und verwüsteten sein Haus und alle seine Habe. Aus diesem Anlaß entspann sich ein allgemeiner Straßenkampf zwischen den Mandschus und den Dungenen von Singan-Fu. Beide Parteien standen sich an Zahl ungefähr gleich, aber die Mandschus, durch den unmäßigen Genuß des Opiums namentlich in letzter Zeit entnervt, erlagen ihren Gegnern, die so sich zu Herren der Stadt machten. Auf die Nachricht von diesen Vorgängen eilte aus Ssalar, der größten Dungenen-Gemeinde Chinas in der Provinz Kan-Su, Ssochunschan herbei, ein junger Mann von 21 Jahren, der Sohn eines gewissen Ssawun, welcher letztere bis dahin als das Haupt der Dungenen gegolten hatte, und übernahm die Führung des Aufstandes.

Am Hofe zu Peking wurde anfangs den Unruhen in Singan-Fu keine Bedeutung beigemessen, man hielt ein Corps von 1000 Mann für ausreichend, die Ordnung wieder herzustellen. Die Folge war, daß dieses Corps unter den Mauern der Stadt vollständig aufgerieben wurde. Das gleiche Schicksal hatte ein darauf entsendetes Corps von 10,000 Mann. Nun rückte eine Armee von 40,000 Mann gegen Singan-Fu vor, die Aufrührer zogen ihr mit gesammter Macht entgegen und lieferten ihr eine Schlacht, die mit einer vollständigen Niederlage der Kaiserlichen endete. Diese Dinge ereigneten sich im Jahre 1862.

Der Aufstand hatte sich unterdeß allmälich nach Nordwesten hin verbreitet, die große Gemeinde von Ssalar sich ihm angeschlossen. Von hier aus gingen geistliche Sendboten überall hin, wo Dungenen in größerer Zahl beisammen wohnten und riefen zum heiligen Kriege gegen die Mandschus auf. Es ist dabei zu beachten, daß die geistlichen Oberhäupter der Dungenen, die Imams und Achuns, zugleich in weltlicher Beziehung die reichsten und angesehensten Personen jeder

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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zweiter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1867, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_II.djvu/159&oldid=- (Version vom 1.8.2018)