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war jedoch der beiderseitige Verkehr nicht sehr lebhaft. Walther und Wyneken brachten den größten Teil ihrer Zeit in Erlangen zu, wo sie ihrer Richtung verwandteren Anschauungen begegneten, wiewohl sie in der Lehre vom Amte auch mit den dortigen Professoren, die fast alle der Anschauung Höflings beipflichteten, sich nicht einigen konnten.[1] Dort in Erlangen stellte Walther eine ihm von seiner Synode übertragene Arbeit, eine Sammlung von Zeugnissen der alten Lehrer der lutherischen Kirche für die missourische Anschauung von Kirche und Amt fertig, „die Hauptfrucht seiner Anwesenheit in Deutschland,“ wie Löhe sagte. Die kühle Zurückhaltung der beiden Delegaten während ihres längeren Aufenthalts in Erlangen, dem Lager der damaligen „befreundeten Gegner“ Löhes, berührte diesen wehethuend. Um so höher rechnete er es ihnen an, daß sie in dem damals eben auf seinem Höhepunkt angelangten bayrischen Kirchenkampf mannhaft auf seine Seite traten und ihre völlige Übereinstimmung mit seinen konfessionellen Grundsätzen und seinem Dringen auf ungemischte Abendmahlsgemeinschaft öffentlich bezeugten, ja lieber auf eine von dem bayrischen Kirchenregiment ihnen in ziemlich sichere Aussicht gestellte Kirchenkollekte verzichten, als sich einer Versäumnis der christlichen Bekenntnispflicht schuldig machen wollten, (s. Bd. II, 2, S. 394 f.)

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 Löhe nannte dies entschiedene Bekenntnis der amerikanischen Brüder zu einer damals fast von allen Seiten übel verschrieenen Sache „den Glanzpunkt in ihrem gesamten Verhalten während ihres Aufenthalts in Deutschland.“ In welchem Maße übrigens der eigentliche Zweck ihrer Reise den Abgesandten Missouris erreicht


  1. Während nämlich Dr. Höfling das geistliche Amt nur für ein Produkt einer socialen und ethischen Notwendigkeit, nicht für eine unmittelbar göttliche Ordnung erklärte, betonten die Missourier mit unsern Symbolen aufs entschiedenste die ausdrücklich göttliche Einsetzung des Hirtenamtes.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)