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„wie es mit der Kirchenzucht in Neuendettelsau gehalten werden solle“.

 Wir heben aus der ausführlichen Verantwortung Löhes die beiden wichtigsten Punkte, welche noch weitere Verhandlungen veranlaßten, heraus: die sog. Kinderbeichte und die Zuchtordnung. Die Zuchtordnung, auf welche wir schon gelegentlich einmal zu sprechen kamen (S. 169), war eine Reihe von Beschlüssen, welche die Kirchenvorsteher von Neuendettelsau auf das Generale des königl. Oberkonsistoriums vom 2. Juli 1856 gefaßt hatten. Die Kinderbeichte dagegen verdankte ihre Entstehung einem in den Schulen des Diakonissenhauses hervorgetretenen sehr erklärlichen Bedürfnis geistlich geweckter Kinder, durch Bekenntnis ihrer Kindersünden ihr Gewissen entlasten und den Trost der Vergebung sich zueignen zu dürfen. Vgl. die schönen, für die Kenntnis Neuendettelsauer Lebens und Strebens so instruktiven „Neuendettelsauer Briefe“ im Korrespondenzblatt der Ges. f. innere Mission 1858 Nr. 8 u. 9).

 Solche Errungenschaften und freiwillig hervorgetriebene Blüten geistlichen Lebens, wie die von ihm im Verein mit den Kirchenvorstehern geschaffene Zuchtordnung, und die in den Schulen des Diakonissenhauses in Übung gekommene Kinderbeichte, war Löhe nicht gesonnen dem uniformierenden Ordnungssinn des Bureaukratismus zum Opfer fallen zu lassen. Er erklärte sich deshalb in bezug auf die „Kinderbeichte“ dahin: „Da Kinder sündigen wie Erwachsene, da sie Buße thun können und wirklich Buße thun, da sie bekennen wollen so gut wie andere und die Absolution für sie eben so sehr und oft mehr noch als für ältere ein mächtiges Gnadenmittel ist; da ferner keine Kirchenordnung der ganzen Welt leugnen kann, daß die Absolution allen bußfertigen und gläubigen Menschen angehöre, die fähig sind, sie anzunehmen und zu gebrauchen, endlich da es ein großer Vorzug der hiesigen Anstalt ist,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 476. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/482&oldid=- (Version vom 1.8.2018)