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Hirten, Christi erwählte Braut, wie fromme Knechte Elieser, dem hochgelobten Bräutigam zuzuführen.

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 Damit Ihr aber das, ein jeder seiner Heerde, am besten thun und allzumal dem HErrn zurichten könnet ein bereitet Volk; so seid nicht allein einig ein jeder mit seiner Heerde, sondern seid selber einig unter einander, Ihr Hirten! Wenn Ihr einig seid, werden auch Eure Heerden einig und zusammen eine Heerde des guten Hirten sein; wenn Ihr entzweit seid, wird man es auch in den Gemeinen überall spüren und sehen. Nichts stärkt die Gemeinen mehr in der Einigkeit und Liebe, als wenn sie sehen, daß ihre Hirten einig sind. Ach, es ist traurig, wenn die Hirten, welche Herolde Einer vollkommenen, schon seit 1800 Jahren gefundenen Wahrheit sein sollten, wie die Blinden am hellen Tage noch nach Wahrheit forschen und fragen! Sind wir denn noch den Griechen gleich, die immer lernen und nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit kommen? Ist denn wirklich der stolze Wahn moderner Wißenschaftlichkeit und das Geräusch der Schulen süßer, als die demüthige Einfalt, die sich an Christi klare Offenbarung und die gewordene Weisheit der Jahrhunderte hält? Oder fürchtet man, daß es mit der Wißenschaft zu Ende sei, wenn sie, gleich den Weisen von Morgenland, nicht mehr suchet, sondern der gefundenen Wahrheit sich freut, sie anbetet und ihr alle ihre Schätze heiligt? Sie hat wahrlich gnug zu thun, auch wenn sie Ruhe fand! Nicht die Schule, sondern die Geschichte, – nicht die Muße des gelehrten, fragenreichen Denkers, sondern der friedenvolle Streit erleuchteter, gottverlobter Hirten gegen alle Wölfe, die nur dem kurzsichtigen Thoren verhaßten nothwendigen Kriege der Kirche Gottes – haben die Harmonie der vollkommenen, reinen Lehre aus Gottes Wort zu Tage gefördert. Im Streit und Gegensatz