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die Kinder auf die religiöse Richtung der Lehrer und Vorsteher keine Rücksicht zu nehmen. Ja, ein solches Verfahren würde nicht einmal begreiflich sein, wenn es sich nicht aus der eigenen blinden Gleichgiltigkeit der Eltern in Sachen der Religion erklären ließe. Wer seiner Confession nicht bloß durch Geburt, Erziehung und Gewöhnung angehört, wer ihr von Herzen, nach ernster Prüfung zugethan ist, dem muß es mächtig daran liegen, daß seine Kinder ihr nicht entfremdet, noch entwendet werden, sondern sie im Gegentheil immer mehr kennen und lieben lernen. So wird denn auch ein der lutherischen Kirche treu ergebener Christ der religiösen Erziehung seiner Kinder die größte Sorgfalt zuwenden. Er wird sie nicht in methodistische Sonntagsschulen schicken, nicht in die englischen Freischulen, in welchen – mild zu reden – der väterliche Glaube keine Beachtung findet, – er wird eine Schule suchen, in welcher der Name des HErrn hochgelobt und der Glaube seiner Kirche unverhohlen bekannt, gelehrt und vertheidigt wird. Aber ach, wie ganz anders handeln viele unsrer Glaubens- und Stammesverwandten in Nordamerica! Wie viele fragen nur nach wohlfeiler Lehre! Wie viele geben ihre Kinder unbedenklich in die Hände der Jesuiten und anderer Anhänger des römisch-katholischen Glaubens! Wie viele machen sogar Aufwand, um nur ihre Lieblinge in solchen Anstalten unterzubringen! Davor möchten wir Euch warnen, geliebte Brüder! Im Hintergrunde aller Wohlthaten, welche die Römische Kirche und die Seelen Euch und Euern Kindern erweisen, steht ihre religiöse Richtung. Sie reichen Euch und Euern Kindern umsonst oder wohlfeil vielleicht eine Fülle von irdischer Erkenntnis; aber sie erwarten zum Dank dafür an ihren Altären Eure und Eurer Kinder Seelen, Eure Hingebung an ihre falschen Lehren.