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undienlich und unrecht erkannt hat, den Gottesdiensten fremder Confessionen beizuwohnen. Es kann nicht im allerheiligsten Glauben erbauen, wenn man der reinen Lehre widerstreitende oder doch nicht von ihr durchdrungene Predigten hören muß. Wohlgefallen an dem, was nicht lauter in der Wahrheit ist, ist sündlich und gefährlich, – und übermüthiger Leichtsinn wäre es, seine Förderung bei Gottesdiensten suchen zu wollen, bei welchen man, wenn man ihnen ja beiwohnen müßte, ein heiliges Mistrauen und ein scharfes Ohr mitbringen sollte. Wir warnen Euch darum mit demselben Ernste vor fremden Gottesdiensten, mit welchem wir Euch ermahnt haben, den Zusammenhang mit der wahren Kirche und ihren Gemeinen auf jede Weise zu suchen und festzuhalten. Je fester Ihr mit Eurer Kirche zusammenhanget, desto weniger werdet Ihr in den unruhigen Streit der Confessionen gezogen werden, desto ruhiger könnet Ihr Euch dem Bauen und Erbauen überlaßen. Das ist der Segen entschiedener Hingabe an die Wahrheit, daß man gleich von Anfang an erkennt, wen man zum Freunde, wen zum Feinde haben werde. Innerhalb öffentlich anerkannter Scheidungen und Gränzen kann dann eine jede Gemeine mit den von ihr gepriesenen Gnadengütern wuchern und durch die That und ihre zunehmende Verklärung beweisen, daß, wo und wie sie vom HErrn erkannt und angenommen sei. Kein Friede ist herrlicher als der vollkommener Einigkeit in der Wahrheit; nächst diesem aber keiner, als der, welcher sich bei offenen, ehrlichen Gegnern findet. Die zusammen nicht weiden können, finden Frieden, wenn sie wie Abraham und Loth – ein jeder friedlich seine Wege – gehen.