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Art da sich bildet, wo die leiblichen Eltern auch geistiger und geistlicher Weise Väter und Mütter ihrer Kinder sind!

 Sehet auf Island und andere nordische Gegenden. Dort wohnt man auch zerstreut, wie Ihr! Dort dringt die Noth des Lebens auch zu rastlosem Fleiß in irdischen Geschäften, wie bei Euch! Dennoch finden die Eltern Zeit zum Unterricht der Kinder! Und mit welchem Segen unterrichtet man auf diese Weise seit Jahrhunderten! Vielleicht ist nirgends wahre Bildung in dem Maße Gemeingut, wie in dem kalten Norden! – Möchtet Ihr auf Islands Beispiel sehen und unserm Rathe folgen!

 Im Fall es etwa hie und da von Euch geschieht und Ihr Euch wandernde Lehrer berufet, so berufet einen solchen, der Euch und Eure Kinder im geistlichen Gesange unsrer Väter Unterricht ertheilen kann. – Einer der aus Liebe zu den heidnischen Ureinwohnern Nordamericas sein Vaterland verließ, wurde einst beim Tone der Abendglocke tiefbetrübt durch den Gedanken, daß er jenseits, in den Wäldern und Wüsteneien Nordamericas die wunderbaren Töne der Betglocke und das festliche Geläute nicht mehr hören werde. Er lebte wieder auf, als man ihm eine Glocke versprach, um den Heiden und sich selbst damit zum ewigen Frieden des Evangeliums läuten zu können. Aber was ist Klang ohne Sang? Der HErr wohnt unter „den Lobgesängen Israels“. Darum müße es Euch in Euern Wäldern am Gesang der Väter nicht fehlen, und Eure wandernden Schullehrer müßen wandernde Cantoren sein. Jung und Alt laße sich im Gesang unterrichten, damit Ihr nimmermehr lied- und tonlos werdet vor unserm Gott! Nichts lernt, wer Lust und einige Gabe hat, leichter, als Gesang; kaum für etwas ist man in der Regel dankbarer, als für heilige Lieder, die einem nach Inhalt und Melodie zum Eigentum