Seite:Wilhelm Löhe - Von Kleinkinderschulen.pdf/49

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zur Auffindung von Analogien und zur Erweckung geschichtlicher Devinationsgabe gar sehr gebrauchen.


§ 5.

 Nachdem man den geschichtlichen Ueberblick gegeben hat, folgt der Ausbau des Ganzen bei immerwährender Wiederholung dessen, was man schon gewonnen hat. Eine Periode nach der andern wird vorgenommen, und was die Folge anbetrifft, so ist das große geschichtliche Ganze von Gott selbst so angelegt, daß man einen bessern Weg und eine bessere Folge, als die geschichtliche selber nimmermehr finden kann. Es ist ein solcher Fortschritt von der Schöpfung bis zur Erlösung, und von da zur Berufung, Erleuchtung, Heiligung und Vollendung der Kirche, ein solches Reisen von einer Klarheit zu der andern, daß auch der Schüler bei allmählich tieferem Eindringen in die geschichtlichen Perioden innerlich reifen und zunehmen kann und muß. Was schmiegt sich dem Kindessinn mehr an, und was entspricht der kindlichen Einfalt mehr, als die ins Einzelne gehende Betrachtung der Schöpfungsgeschichte und was führt das Kind mehr ein in die Erfahrung des eigenen Verderbens, als die Geschichte des Falls und der von da an immer mehr durchdringenden Verderbnis der kainitischen und endlich auch der patriarchalischen Menschheit! Was für ein Ganzes von ungeheuren Formen legen die ersten 7 Kapitel der heiligen Schrift vor unsere Augen! Was für eine Schwelle der Vergangenheit und Zukunft bildet die Sintflut und ihre genauere Betrachtung! Und das Gericht über den zweiten Abfall der Welt, wie es in der Sprachverwirrung nicht minder groß, als in der Sintflut hervortritt, wie nahe tritt es an uns heran, die wir noch mitten in der Erfahrung davon leben. Wie bewegt sich das Herz des Kindes bei der Aufzeigung des göttlichen Ernstes, aber wie vermag man es auch wieder zu erheben und zu erfreuen durch die anfangs so stille, dann aber mächtig und immer mächtiger hervortretende Geschichte eines auserwählten Geschlechtes. Da reift das Gemüth auch zur Betrachtung und Beurteilung anderer Völker, und der immer weiter werdende Horizont des Lebens wird durch zunehmende

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/49&oldid=- (Version vom 8.8.2016)