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werden könnte, so könnte man dagegen auch wieder die Behauptung setzen, daß sie nur ungewohnt, im Grunde aber die richtigste sei.

 Als eine scheinbar nicht hierher gehörige, aber doch nahe verwandte Bemerkung dürfte wohl auch das Folgende hingenommen werden. Es läßt sich aus der Naturgeschichte zur Erläuterung der erhaltenden, d. i. versorgenden und behütenden Gnade so viel Anziehendes und Ergreifendes erzählen, und diese naturgeschichtlichen Erzählungen können der historischen Auslegung des ersten Artikels so gleichartig gehalten werden, daß sie an dieser Stelle nicht genug zu empfehlen sind. Es wäre vielleicht eine Behauptung, die sich wol vertheidigen ließe, daß die Naturgeschichte kein Lehrgegenstand für die Schule sei, daß sie sich mit Ausnahme der Uebersichten und Classifikationen weit mehr für das private Studium eigne. Aber das läßt sich doch auch nicht verkennen, daß man zu diesem privaten Studium gerade bei der Auslegung des ersten Artikels vortrefflich anreizen kann. Die naturgeschichtlichen Biographieen von Grube, sowie die schönen Lesebücher von Jubitz reichen dem verständigen Lehrer hier Stoffs genug.

 Die Auslegung des zweiten Artikels ist allerdings so großartig dogmatisch, daß eine historische Behandlung nicht leicht erscheint. Doch ist die letztere nicht bloß nicht unmöglich, sondern sie läßt sich auch sehr glücklich lösen, wenn man nur nicht vergißt, daß die Geschichte der Kirche, auf welche man sich beim Eingang der Auslegung des zweiten Artikels beziehen muß, und der Inhalt der Offenbarung St. Johannis, den man zum eigentlichen Kern dieser Auslegung bedarf, auch Geschichte und deshalb zur geschichtlichen Auslegung dienlich sei.

 Bei dem Worte: „wahrhaftiger Gott, wahrhaftiger Mensch“ greife man getrost in die Geschichte des größten Kampfes der Kirche Gottes hinein und zeige dem Kinde mit wenigen großen Zügen, was es die Kirche gekostet hat, bis sie dies wahrhaftig im Siegeston hat singen und sagen können. Bei den Worten: „Sei mein HErr“ zeige man auf die ersten Kapitel der Offenbarung und bringe aus ihnen den HErrn der Herrlichkeit, den HErrn der Kirche vor Aug und Herz des Kindes. Zur Erklärung der Worte:

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/46&oldid=- (Version vom 8.8.2016)