Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/52

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vollendet, des Vaters Herz euch in Gnaden zugeneigt: nehmt nur die gestiftete Versöhnung an! Ja, wen da dürstet, der komme und trinke sich satt am Brunn der Gnade, der Versöhnung, des Friedens. Der Taglöhner und sein reicher Herr, die Magd am Brunnen wie die edle Frau, die Jugend wie das Alter – kommet, nehmt aus Jesu reicher überfließender Fülle: Vergebung und Leben umsonst!

 Liebste Seelen! erlaubet mir, daß ich heute diese meine Vermahnung durch eine Darstellung der Gewißheit der euch angebotenen Versöhnung bekräftige. Ich möchte so gerne das Meinige thun, euch zum Gehorsam des lieben Heilands zu treiben. Nehmt meine treugemeinte Bemühung freundlich auf. Lasset uns eine Gnadenstunde zu erflehen mit einander beten:

V. U.


 1. Die Versöhnung ist gewiß, so gewiß als die Auferstehung Jesu. Ist die Auferstehung Jesu gewiß, so ist auch die Versöhnung gewiß.

 Die Auferstehung Jesu ist gewiß. – Matthäus schrieb sein Evangelium zu einer Zeit, in welcher sehr viele von denen noch lebten, welche die Geschichte des Todes Jesu mitangesehen hatten. Er schrieb sein Evangelium nicht in ferne Heidenlande hinaus, wo man etwa keine Nachforschung mehr anstellen konnte, ob sich auch Alles gerade so zugetragen hätte; sondern er schrieb es für die Juden selbst. Das kann man leicht beweisen. Und dieser heilige Apostel Matthäus macht Cap. 28, 11. ff. die Hohenpriester und den ganzen hohen Rath sammt Pilatus zu Schelmen, weil sie die Soldaten, welche an Jesu Grabe die Wacht gehabt, zu einer Lüge erkauft hatten, nämlich zu sagen: die Jünger hätten Jesum gestohlen, da Er doch auferstanden war. Diese gewaltige Beschuldigung bringt er auf die Hohenpriester u. s. w. zu einer Zeit, wo das Christenthum