Wilhelm Löhe: Rauchopfer für Kranke und Sterbende und deren Freunde. Dritte Auflage | |
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dein Kind geworden bin, so gib mir, in Wahrheit deinem Befehle nach zu thun, nemlich den Feind zu lieben, die mir fluchen, zu segnen, zu bitten für die, die mich beleidigt haben. Herr, ich will ihnen allen gänzlich verziehen haben. Weil aber mein Herz mir unerforschlich ist, und ich etwa ohne es zu wißen noch einen Neid in mir tragen möchte; so bitte ich, du wollest mein Herz erforschen und erfahren, und so es an einem Orte fehlete, daß mir geholfen würde. Denn wie du, Vater, deine Sonne aufgehen läßest über Böse und Gute, auch regnen über Gerechte und Ungerechte, also begehre ich jedermanns Heil nach deinem göttlichen Willen. Mein Gott und Herr, wie gerne wollte ich, daß es jedermann wohlgienge, besonders denen, die um deines Wortes willen in Banden liegen und verfolgt werden. O gerechter Gott, so du meinen Feinden Gutes thust, warum sollte ich es ihnen nicht gönnen? Dein Wille geschehe, nicht der meinige. – Verschaffe auch, lieber
Wilhelm Löhe: Rauchopfer für Kranke und Sterbende und deren Freunde. Dritte Auflage. C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1863, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rauchopfer_f%C3%BCr_Kranke_und_Sterbende_und_deren_Freunde_(3._Auflage).pdf/209&oldid=- (Version vom 7.10.2018)