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auch etwas sitzen bliebe, so würde es durch das Gebet wieder hinausgeworfen, – und so, meine herzliche Braut, bleiben wir schön Eins und wachsen in einander alle Tage mehr. – Ist Dir’s so recht, so wollen wir uns fleißig dran erinnern, eins das andere.“

 Darauf ließ sich das Echo der Einfalt vernehmen:

 „Ich werde Dir immer dankbar sein, lieber Wilhelm, wenn Dir an mir etwas nicht gefällt, und Du mich bei mir selbst verklagst. Deiner Helene wird aber dies schwer werden, nemlich ein Gleiches gegen Dich zu thun; darum bete, lieber Wilhelm, daß, so es Noth thun sollte, daß Dein schwaches Weib dann aufrichtig gegen Dich ist! Der HErr wird mir schon helfen!“ –

 21. Helene schrieb am 22. Juni ihre Meinung von dem Hohen Liede:

 „O mein Wilhelm, ich habe mir noch nie gedacht, daß Du ein Heiliger seiest, ich denke dies von keinem Menschen, ich weiß, daß Du ein begnadigter Sünder, und Du weißt, daß ich eine begnadigte Sünderin bin, aber ich glaube, ich kenne mein großes Sündenelend noch nicht so, wie Du das Deine und ich kann die überschwengliche Gnade des HErrn noch nicht so faßen, als Du es kannst. Bin aber deswegen doch eine begnadigte Sünderin. Nichtwahr? – Die schönen Stellen von der Ehe habe ich gelesen. Das hohe Lied muß ich nicht verstehen, denn es gefällt mir nicht, ich lese dasselbe nicht gern.“ –