Seite:Wilhelm Löhe - Lebenslauf einer heiligen Magd Gottes aus dem Pfarrstande 2 Aufl.pdf/47

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
 18. Bei allem und allem gieng mit ihr ein Gefühl des menschlichen Nichts, und sie sprach es dann manchfach aus, z. B.: „So hat Gott aus Gnaden auch Dein Weib erwählt, die wahrlich nichts ist, daß Er zu Schanden mache, was etwas ist. Wer sich rühme, der rühme sich des HErrn. Das müssen wir thun. Nur den HErrn rühmen und Seine Gnade und Liebe, die Gott an uns erweiset! Ja, Amen.“ –

 Das gieng ihr lebenslänglich nach. Sie wollte immer bei den Unmündigen sein, sie brauchte von sich selbst am liebsten solche Worte, welche ihren Mangel an Geistreichigkeit und glänzender Begabung aussprachen. Aber ihr Gefühl drückte sie nicht, und es fiel ihr gar nicht ein, deshalb Liebesmangel bei ihrem Bräutigam oder andern zu befürchten. Im Gefühle ihrer Armuth und beim Bekenntnis derselben war sie heiter und glücklich. Ihre Liebenswürdigkeit und ihr Werth stieg, je kleiner sie in ihren Augen wurde. Sie schrieb:

 „Der HErr behütet die Einfältigen. Wenn ich unterliege, so hilft Er mir. Der HErr ist mit uns, darum will ich mich nicht fürchten.“
 „Diese Sprüche haben mich recht froh gemacht. – Ich danke dem HErrn, daß Du mich demüthigst und hilfst mir. – Wenn ich wenig in meiner lieben Bibel lese, da fehlt mir das Beste. Manchesmal werde ich so vergnügt, wenn ich Gottes Wort lese!“