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schier lächeln, Leserin, – und ihr war es doch voller Ernst der Einfalt:

 „Ich hätte wohl niemals glauben können, daß Du etwas Gleiches mit mir hast, ich merke aber jetzt immer mehr, daß wir Eins sind, weil Du mir manches sagst, das Du mit Deinem schwachen Weibe gleich habest. Und Dir glaube ich es. Der HErr hat uns schon gesegnet dadurch, daß wir uns einander lieb haben. Die Liebe aber verträgt alles, sie glaubet alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Wenn wir nur immer Gott recht lieben und an Ihn glauben! Psalm 63, 9, Unsre Seele hanget Dir an, Deine rechte Hand erhält uns! Ja, Amen.“ –

 15. Der Bräutigam hatte geschrieben: „Recht schön ist’s, daß Du immer aufrichtig Deine Freuden und Deine trüben Stunden mittheilst. Fahre auch dann fort, wenn Du nicht mehr Dinte und Feder bedürfen wirst, Dich mir mitzutheilen. Siehst Du, es scheint mir Aufrichtigkeit, die nichts auf dem Herzen behält, ein Haupterfordernis zu einer glücklichen Ehe zu sein. Oft behält man etwas in sich, hat viel trübe Stunden und Tage drüber, und könnte es so leicht überwinden, wenn man nur reden möchte. Entzieh mir niemals Dein Vertrauen, auch wenn es manchmal schwer werden sollte, meinem elenden Herzen mit Vertrauen nahe zu kommen. Dräng Dich hinan an mein Herz, Du gehörst dahin; sei Du mir verbundenstes Herz ja nie zu stolz, in mich zu dringen: Du wirst Dir so manches erleichtern und mir große Wohlthat thun, – wirst auch über mich