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 Es sind nun reichlich 22 Jahre, seitdem ich den vorausstehenden Lebenslauf geschrieben habe. Wie viel ist anders geworden! Bereits blüht auf meinem Haupte der Mandelbaum, und Helenens beide Söhne – der dritte und jüngste folgte ihr bald – haben ihre Brautzeit hinter sich und stehen am eigenen Heerd. Ihre Tochter hat bereits die Lebensjahre ihrer Mutter überholt, Ernst und Weh des Lebens mehr als die vielgeliebte Vorgängerin erfahren. Aber ich unterschreibe den Lebenslauf und seinen gesammten Inhalt noch heute. Ich habe ihn mit ernster Prüfung gelesen, um ihn zu corrigieren, wenn etwas zu corrigieren wäre, um ihn dann, aufs neue als Manuscript gedruckt, ihrem jüngeren Sohn zur Feier seiner Hochzeit zu bieten. Aber nein, ich corrigiere nichts, wörtlich nichts als ein einziges M, das ich vor das Wörtchen ein gesetzt habe.

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 Vor 22 Jahren meinte einer, es sei doch an Helene gar nichts Besonderes gewesen; seine Frau habe mehr Ausgezeichnetes gehabt. Ich konnte ihm Recht laßen. Die vergangenen 22 Jahre, in denen ich ein Lehrer und Erzieher und Beichtvater so vieler Frauen und Jungfrauen geworden und gewesen bin, haben