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confirmierte sie auch, aber nicht in Nürnberg, sondern in einem bei Nürnberg gelegenen Dorfe Behringersdorf, am 8. Junius 1835. Helene brachte wenig Kenntnisse in meinen Unterricht; aber bei großem Fleiß und heiliger Treue entwickelten sich die vorhandenen Gaben von Tag zu Tage mehr. Als sie aus dem Unterrichte entlaßen wurde, sprach ein älterer Freund zu ihr: „Gerechnet ist das Exempel, nun folgt die Probe.“ – Helenens Leben bis zum Tode hat bewiesen, daß das Exempel richtig gerechnet war. –

 Bald nach ihrer Confirmation gieng Helene mit ihrer Mutter nach Frankfurt zurück. Ich sah sie bis zum Jahre 1837 nicht mehr. Sie schrieb mir manchmal, und ich schrieb ihr wieder – eine Zeit lang. Aus ihren treu geführten Tagebüchern sehe ich, daß sie für jeden meiner Briefe Gott auf den Knieen gedankt hat, und daß ein jeder zu der Zeit ankam, wo sie neues Licht und neue Kraft bedurfte. Als meine Briefe eine andere Deutung fanden, schrieb ich ihr gar nicht mehr; sie schrieb aber mir zuweilen – Briefe voll Einfalt, voll Demuth, voll Unschuld, wie man sie immer wünschen kann. – Auch ohne meine Briefe reifte sie zu einer heiligen Jüngerin JEsu heran. –

 Als ich im Jahre 1837 Pfarrer von Neuendettelsau wurde, hatte ich zwar von Helenen kein Bild mehr in der Seele, aber es war mir doch bald klar, daß ich entweder sie oder keine als Weib in mein Pfarrhaus führen wollte. Ich hielt um sie an, und der HErr fügte es, daß die Eltern ihre Einwilligung gaben. Ihr Vater verwies mich nun an sie. Ich schrieb ihr – den ersten Brief dieser Art, die einzigen Worte dieser Art, welche