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unten bis oben hinauf gehe, auf ihre Hierarchie, welche, auf die Lehre vom Primat und der Succession der Bischöfe gegründet und dadurch zu dogmatischer Wichtigkeit erhoben, ihrer Meinung nach alles, was wir sagen können, durch einen glänzenden Sieg darniederschlage. – Indes ist die Sache überhaupt nicht so gefährlich, als es scheint, – und was vor allem das anlangt, daß diese Einigkeit und ihre Succession ein Kennzeichen der wahren Kirche sein soll, so hält die Behauptung nicht Stich. Was einer Sache Merkmal oder Eigentum nicht immer und nicht allein ist, kann nicht Kennzeichen derselben genannt werden; dabei bleibt es. Wo war aber diese Einigkeit im Anfang, ja ganze 600 Jahre lang und drüber? Wo war sie, wenn der Kirche das päpstliche Haupt entweder fehlte oder wenn zugleich mehrere Häupter auf dem Rumpfe ragten, wo war sie, wenn, wie oft, der Papst nach dem eigenen Urtheil der Seinigen ein Ketzer war oder seinen Bischofssitz durch Gewalt, durch Betrug, durch Simonie etc. gewonnen hatte? Und die Succession der Bischöfe, wo war sie im Anfang, – und wenn sie da gewesen wäre, wie kann sie ein Kennzeichen sein, da auch die offenbar verderbte jüdische Kirche vor und nach Christo ihre Succession hatte, ohne deshalb, zumal nach Christo, einen Anspruch auf den Namen der wahren oder einer wahren Kirche machen zu können?

 Jedoch, wir wollen diese Einigkeit näher beschauen. Sie beruht auf dem Primate Petri und auf der Lehre von der Succession der Bischöfe. Der Apostel Petrus, so sagt man, war der Fürst der Apostel, das Haupt der Kirche. Sein Nachfolger im Bisthum nicht allein, sondern im Apostolate ist der Bischof von Rom. Die Bischöfe von Rom vererben einander die apostolische Gewalt, – und von ihnen ergießt sich alle Amtsgnade und Gabe auf die andern Diener der Kirche herab. Wer seine Weihe nicht im Zusammenhange mit dem Primate der Christenheit durch Vermittelung eines mit dem römischen Bischof in Gliederung und Verbindung stehenden Bischofs erhält, sehe zu, wie er Amt und gutes Gewißen behalte.

 Wie manchem Menschen ist durch dergleichen prächtige Reden und