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um des natürlichen, in allen Herzen vorhandenen Widerstrebens willen wider Gottes Wort des ewigen Todes sterben, denn das überwindet bei allen, die ohne Bosheit, wenn auch nur aus pur menschlichem Interesse hören, die Kraft des h. Geistes durch das Wort. Verloren gehen sollte man nur durch muthwilliges, boshaftes Widerstreben gegen das berufende Wort. Um so mehr muß also der Ruf des Worts zu allen Menschen kommen. Darum ist auch die Lehre von der allgemeinen Berufung aller Menschen vor Christo, namentlich aber nach Christo unverbrüchliche Lehre unsrer Väter. Und zwar wird die Berufung innerhalb der Gränzen des zeitlichen Lebens in gleicher Weise als vollendet dargestellt, wie auch die h. Schrift von einer Berufung abgeschiedener Geister kein Wort lehrt, sondern dieses und jenes Leben als Saat und Aernte, Glauben und Schauen etc. scharf einander gegenüberstellt. Unsre Väter lehren deshalb, daß die Berufung allgemein, daß sie katholisch sei, wie die Kirche, zu welcher sie beruft, daß sie schon auf Erden katholisch sei. Sie lehren eine katholische Berufung aller Völker auf Erden. Sie geben zu, daß die Art und Weise dieser Berufung verschieden sein könne; aber sie behaupten, daß nicht vor Christo, und noch viel weniger nach Christo ein Volk oder eine Zeit ohne Berufung geblieben sei. Sie behaupten deshalb, daß alle, die verloren gehen, nicht vermöge der Uebertretung oder der Erbsünde, sondern vermöge Nichtachtung des Berufes verloren gehen. Denn sonst könnte es nicht wahr sein, daß Gott will, daß allen Menschen geholfen werde. – Diese Lehre macht eifrig in Berufung der Heiden etc.; denn Gott beruft durch das Predigtamt. Sie macht aber auch ruhig in Betreff der Heiden, zu denen wir nicht gelangen können, denn Gott will dennoch, daß allen Menschen geholfen werde.

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 Aus der verschiedenen Lehre ergibt sich die verschiedene Beantwortung der oben gethanen Fragen. Unsre Väter, ihrer herrlichen Lehre gemäß, antworten mit einem entschiedenen, unumstößlichen Ja. Gott kann es keinem Volke, keinem Menschen an der nöthigen Berufung haben mangeln laßen; denn Er will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, welches ohne