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er, daß jener sich in einen Sperling verwandelt hatte. So warf er Speer und Armbrust weg und verwandelte sich in einen Sperber und stürzte sich auf den Sperling. Der aber flatterte empor und stieg als Kormoran hoch in die Luft. Yang Oerlang schüttelte sein Gefieder, verwandelte sich in einen großen Meerkranich und schoß zu den Wolken auf, den Kormoran zu packen. Der senkte sich nieder, flog in ein Tal und tauchte als Fisch in die Fluten eines Baches. Als Yang Oerlang am Rande des Tals angekommen war und seine Spur verloren hatte, da sprach er bei sich selbst: „Dieser Affe hat sich sicher in einen Fisch oder eine Krabbe verwandelt. Ich will mich auch verwandeln, um ihn zu fangen.“ So wurde er zu einem Fischhabicht, der über der Fläche des Wassers schwebte. Als der Affe im Wasser den Fischhabicht erblickte, erkannte er ihn als Yang Oerlang. So schnellte er sich denn herum und entfloh; Yang Oerlang ihm nach. Schon war er ihm auf eine Schnabellänge nahe gekommen, da drehte sich jener, kam als Wasserschlange ans Land und verkroch sich im Grase. Yang Oerlang, als er die Wasserschlange hervorkriechen sah, verwandelte sich in einen Adler und spreizte seine scharfen Krallen, sie zu packen. Die Wasserschlange aber sprang empor und wurde zum gemeinsten aller Vögel, einer gesprenkelten Trappe und setzte sich auf den Abhang eines Berges. Als Yang Oerlang sah, daß jener sich in ein solch gemeines Tier verwandelte, da konnte er nicht mehr mit. Darum erschien er wieder in seiner ursprünglichen Gestalt, nahm seine Armbrust und schoß nach ihr. Die Trappe glitt aus und fiel den Abhang hinunter. Drunten aber verwandelte sich der Affe in die Kapelle eines Feldgottes. Er sperrte den Mund auf als Türe, die Zähne wurden zu Türflügeln, die Zunge zum Götterbild, die Augen zu Fenstern. Nur mit dem Schwanz wußte er nicht recht wohin. So richtete er ihn denn hinten steil empor als Fahnenstange. Als Yang Oerlang unten am Berge ankam, sah er die Kapelle, deren Fahnenstange auf

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_379.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)