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hörte, da befahl er Li Dsing, dem Gott mit der Pagode in der Hand, und seinem dritten Sohne Notscha, den Affenkönig gefangenzunehmen. Sie zogen an der Spitze einer himmlischen Heerschar vor seine Höhle, schlugen ein Lager auf und sandten einen tapferen Kämpen, ihn zum Zweikampf herauszufordern. Der aber wurde mit Leichtigkeit von Sun Wu Kung besiegt und mußte fliehen, und Sun Wu Kung rief ihm noch lachend nach: „Solch eine Eiterblase! Und nennt sich Kämpfer des Himmels! Ich bring dich nicht um. Lauf schnell und laß einen Besseren kommen!“

Als Notscha es sah, da eilte er schnell zum Kampfe herbei.

Sun Wu Kung redete ihn an: „Wem gehörst du denn, Kleiner? Du mußt da nicht spielen, es könnte dir sonst etwas passieren.“

Notscha aber rief mit lauter Stimme: „Verdammter Affe! Ich bin Prinz Notscha und habe den Befehl, dich zu fangen.“ Damit schwang er sein Schwert nach Sun Wu Kung.

Der sagte: „Gut, ich bleib da stehen und rühr mich nicht.“

Da ward Notscha zornig und verwandelte sich in einen dreiköpfigen Gott mit sechs Armen, in denen er sechserlei Waffen hielt. So stürmte er zum Angriff heran.

Sun Wu Kung lachte: „Der Kleine kanns! Aber sachte, wart ein bißchen! Ich will mich auch verwandeln.“

Und auch er verwandelte sich in eine dreiköpfige Gestalt mit sechs Armen und schwang drei goldbezwingte Stangen. Und so begannen sie den Kampf. Mit solcher Schnelligkeit hagelten die Schläge, daß es aussah, als schwirrten Tausende von Waffen durch die Luft. Nach dreißig Gängen war der Kampf noch unentschieden. Da kam Sun Wu Kung auf eine Auskunft. Heimlich riß er sich ein Haar heraus, verwandelte es in seine Gestalt und ließ es mit Notscha weiterkämpfen. Er selbst aber wischte

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_371.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)