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Da wurde der Affenkönig böse. „Mich, den alten Sun, so schlecht zu behandeln!“ fuhr er los. „Auf meinem Berg war ich König, war ich Vater. Was braucht der mich in seinen Himmel zu locken, daß ich Pferde füttere? Ich machs ihm nicht mehr! Ich machs ihm nicht mehr.“

Holla, da stieß er auch schon seinen Tisch um, holte die Stange mit den goldenen Zwingen aus dem Ohr, ließ sie wachsen und schlug sich damit eine Bahn bis vor das südliche Himmelstor hinaus. Kein Mensch wagte ihm entgegenzutreten.

Und schon war er auch wieder auf seinem Berge, und die Seinigen umringten ihn und fragten: „Über zehn Jahre seid Ihr weg gewesen, großer König! Warum kommt Ihr jetzt erst zurück?“

Der Affenkönig sagte: „Ich war doch nur etwa zehn Tage im Himmel. Dieser Himmelsherr versteht es nicht, seine Leute zu brauchen. Zum Stallmeister hat er mich gemacht, seine Pferde hab ich ihm füttern müssen. Ich schäme mich zu Tode. Aber ich hab mir’s nicht gefallen lassen, und jetzt bin ich wieder da.“

Dienstwillig bereiteten ihm seine Affen ein Mahl zum Troste. Während des Trinkens kamen zwei einhörnige Teufelskönige, die brachten ihm ein gelbes Kaisergewand zum Geschenk. Erfreut schlüpfte er hinein und ernannte die beiden Einhörner zu Führern der Vorhut. Die Einhörner bedankten sich und begannen ihm zu schmeicheln: „Bei Eurer Macht und Weisheit, großer König, was braucht Ihr da dem Himmelsherrn zu dienen? Euch Himmelsgleichen Großer Heiliger zu nennen, das wäre in der Ordnung.“

Der Affe hörte ihre Reden gerne und sprach: „Gut! Gut!“ Und er befahl seinen vier Pavianen, schnell eine Fahne zu machen, darauf geschrieben stand: Der himmelsgleiche Große Heilige. Und von da an ließ er sich mit diesem Namen nennen.

Als der Herr des Himmels von der Flucht des Affen

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_370.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)