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Hunde sind zwei Drachen.“ Der Mönch blätterte in den Büchern. Es waren alles Werke aus uralten Zeiten, die er noch nie gesehen hatte. Er wäre gerne in der Höhle geblieben; aber der Greis sagte zu ihm: „Es geht nicht an“, und ließ ihn durch einen Knaben wieder hinausführen. Jene Höhle hieß Korallenring, und sie war in dem Buche beschrieben, das auf dem Tische lag.

Der Jüngling fragte den Kung nach Namen und Heimat, und dieser erzählte ihm seine ganze Geschichte. Der Jüngling bedauerte ihn sehr und riet ihm, eine Schule zu eröffnen.

Kung erwiderte seufzend: „Ich bin in der Gegend ganz unbekannt und habe niemand, der mich empfiehlt.“

Der Jüngling sprach: „Wenn Ihr mich nicht für gar zu unwürdig und dumm haltet, so möchte ich gerne Euer Schüler werden.“

Der junge Kung war hoch erfreut: „Ich wage nicht Euer Lehrer zu sein. Aber wir wollen als Freunde zusammen uns der Wissenschaft widmen.“ Er fragte ihn dann noch, weshalb das Haus solange leer gestanden?

Der Jüngling sprach: „Der Eigentümer des Hauses ist auf das Land gezogen. Wir kommen von Schensi und haben das Haus für einige Zeit entlehnt. Erst vor ein paar Tagen sind wir eingezogen.“

Die beiden plauderten und scherzten vergnügt miteinander, und der junge Mann lud ihn ein, über Nacht dazubleiben. Er befahl einem kleinen Knaben, eine Kohlenpfanne anzuzünden.

Dann ging er geschwind ins hintere Zimmer, kam aber bald wieder und sagte: „Mein Vater ist da.“

Während sich Kung erhob, trat ein Greis mit langem, weißem Bart und Augenbrauen ins Zimmer und sprach, indem er ihn begrüßte: „Ihr habt Euch bereit erklärt, meinen Sohn zu unterrichten. Ich bin Euch dafür sehr dankbar. Ihr dürft ihn aber nicht als Freund behandeln, sondern müßt strenge mit ihm sein.“

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_299.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)