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Die Krieger standen zitternd da und wagten sich nicht zu rühren.

Der Zauberer sprach: „Das ist ein Berggeist. Meine Frau kann ihn in die Flucht schlagen.“

Man tat, wie er gesagt, und befreite die Frau von ihren Banden. Die Frau nahm einen Speer und ging ihm entgegen. Aber der Riese wurde wild und verschlang sie mit Haut und Haar. Alle gerieten darob nur noch mehr in Furcht.

Der Zauberer sprach: „Hat er mir die Frau umgebracht, so muß mein Sohn dran.“

Nun ließ man auch den Sohn heraus. Aber auch er ward gleichermaßen verschlungen. Alle sahen ratlos zu.

Der Zauberer weinte vor Zorn und sprach: „Erst hat er mir die Frau umgebracht und nun den Sohn; würde es ihm doch heimgezahlt! Aber außer mir kann’s keiner.“

Und richtig nahmen sie auch ihn aus seinem Käfig heraus, gaben ihm ein Schwert und schickten ihn vor. Der Zauberer und der Riese kämpften eine Zeitlang miteinander. Schließlich packte der Riese den Zauberer, steckte ihn in den Rachen, reckte den Hals und schluckte ihn hinunter. Dann ging er wohlgemut davon.

Die Soldaten aber merkten zu spät, welchen Streich ihnen der Zauberer gespielt hatte.


83. Die drei Übel

Es lebte einst in alten Zeiten ein junger Mann, der hieß Dschou Tschu. Er war über alle Maßen stark, so daß ihm niemand widerstehen konnte. Er war wild und unbotmäßig, und immer gab es Händel und Schlägereien in seiner Nähe. Doch wagten ihn die Ältesten des Ortes nie ernstlich zu bestrafen. Auf dem Kopfe trug er einen hohen Hut, auf den er zwei Fasanenschwänze gesteckt

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_249.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)