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deutlich dafür, daß die Höhe des Kälberberges in früheren Zeiten befestigt gewesen sein muß. Die Sage erzählt auch von einer Burg, die einst hier oben gestanden habe. Die auf dem Plateau umherliegenden Steine wären noch Reste des ehemaligen Mauerwerkes. Jene Gruben sollen die Cysternen und Brunnen gewesen sein. Ganz wahrscheinlich haben wir auf dem Kälberberge die Reste einer Heidenschanze vor uns, wie solche in der näheren und weiteren Umgebung vorhanden sind, z. B. unten in Wohla, in Boderitz, in Prietitz, drüben in Ostrow, auf dem Ohorner Steinberge, auf dem Sibyllensteine. Nach dem Umfange und der doppelten Umwallung zu schließen, muß die Schanze auf dem Kälberberge eine der größten und wichtigsten in der weitesten Umgegend gewesen sein, dazu aber auch gewiß eine der festesten und sichersten; denn dafür spricht schon die ganz vorzügliche Lage, wie sie die Natur nicht besser schaffen konnte. Darum bildete die Schanze auf dem Kälberberge in den Zeiten der größten Gefahr für die Umwohner eine sichere Zuflucht. Von hier oben aus war das umliegende Gelände meilenweit zu überschauen. Den nahenden Feind konnte man rechtzeitig erspähen. Die Schanze auf dem Kälberberge zu erstürmen, das wird dem Feinde wohl schwer gelungen sein; denn die steilen Abhänge und die doppelte Umwallung waren kaum zu überwindende Hindernisse.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 488. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_488.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)