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159. Der Löbauer Berg.

Oestlich von der Stadt Löbau, nur durch das Tal des Löbauer Wassers getrennt, erhebt sich ein mit herrlichem Nadelwald überzogener Berg, dessen Höhe ein schmucker Aussichtsturm krönt. Dieser Berg trägt seinen Namen nach der unten liegenden Stadt. Der Löbauer Berg wird er genannt. Zu ihm hinauf führen von der Stadt aus gutgepflegte Wege, und es ist auf ihnen die Höhe des Berges bequem in 40 Minuten zu erreichen. Am Nordwestabhange des Berges liegt, umrahmt vom duftenden Walde, das schmucke Restaurant und Hôtel „zum Honigbrunnen.“ Bis an den Rand des Waldes führt der Weg durch eine schattige Linden- und Kastanienallee. Wo dieselbe am Bergabhange endet, steht auf einem künstlichen Hügel das aus rotem Meißner Granit gefertigte Siegesdenkmal mit folgenden Inschriften:

„Ans Vaterland, ans teure, schließ Dich an,
Das halte fest mit deinem ganzen Herzen,
Hier sind die starken Wurzeln Deiner Kraft.
 (Schiller.)

 SEDAN.
Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!
 (König Wilhelm).

 St. PRIVAT.
Die ihr lebet im Licht,
Vergesset nicht der teuren Toten,
Die, der Ehre Geboten
Und der ehernern Pflicht
Gehorchend, ihr Leben
Für euch dahingegeben
Und für das Vaterland!
 (Felix Dahn)

 PARIS.
Des Volkes Frieden,
Von Gott beschieden,
Ein Heiligtum!
Den Wackeren Ehre,
Die kühn mit siegreichem Schwert
Dem frevelnden Feinde gewehrt, –
Den Tapferen unsterblicher Ruhm.


Vom Siegesdenkmale aus hat man einen schönen Blick auf Löbau. Im Hintergrunde der Stadt erhebt sich der Hochstein, über den der Weg nach dem sagenreichen Czornebog führt. – Bald ist das Restaurant und Hôtel zum Honigbrunnen erreicht, das seinen Namen einer nahen Quelle verdankt. Auf der Veranda hat man nach Norden hin eine geradezu entzückende Fernsicht. Das Auge schweift hinaus bis über die nördliche Grenze Sachsens. – Vom Honigbrunnen aus ist der turmgekrönte Gipfel des Berges in einer Viertelstunde bequem zu erreichen. Hier oben steht der im Jahre 1854 errichtete und 30 m hohe „König Friedrich August-Turm“. Dieser aus Gußeisen hergestellte Aussichtsturm ist eine Sehenswürdigkeit. Er ist von achteckiger Gestalt, hat vier Etagen und drei Galerien. Das durchbrochene Fachwerk zeigt gotischen Stil. Zwischen den acht zusammengeschraubten, mächtigen eisernen Säulen windet sich zur obersten Plattform eine eiserne Wendeltreppe

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_376.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)