Seite:Was die Heimat erzählt (Störzner) 286.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
130. Der Teufelsstein bei Kamenz.

Eine Stunde nördlich von Kamenz liegt in der Nähe der Senftenberger Straße auf den Flurgrenzen der Dörfer Bernbruch, Zschornau und Biehla am Rande eines Gehölzes ein mächtiger Granitblock, im Volksmunde der Teufelsstein genannt. Derselbe hat eine Höhe von 5 m, einen unteren Umfang von 36 m; die Länge des Steines betrug sonst 18 m. Die Entfernung von der genannten Landstraße beträgt ½ km, die nach jedem der drei erwähnten Dörfer 2 km. – Der interessante Felsblock hat die auffallende Gestalt eines sitzenden Frosches. Der obere Teil des Felsens ist von einem früheren Besitzer dieses Grundstückes leider abgesprengt worden. Der Stein hatte einst eine größere Höhe. Das abgesprengte Felsstück hatte oben eine kesselartige Aushöhlung, die von mehreren Löchern umgeben war. – Der eigenartige Teufelsstein fällt nach Süden zu, also in der Richtung nach Kamenz, ab, die höchste Erhebung zeigt nach Biehla. Auf der südlichen Seite befindet sich ein Fußtritt, und auf der östlichen und nördlichen scheint die Natur selbst Stufen gebildet zu haben, obwohl noch nicht genügend, um zu dem oberen Teile zu gelangen. An der östlichen Seite läuft längs des unteren Felsenrandes eine auffallende grabenähnliche Vertiefung hin. –

In der Nähe des Teufelssteines sind in früheren Jahren wiederholt allerhand Altertümer aufgefunden worden. Etwa 500 Schritte nach der Senftenberger Straße zu grub man Urnen aus, ferner bronzene Geräte, darunter zwei Steinäxte, mehrere Ringe, einen römischen Handring, eine Haarnadel mit Knopf und einem Seitenringe, ein selten vorkommendes schaufelartiges „6 Zoll langes Gerät.“ –

Die Beschaffenheit des Teufelssteines und die in seiner Nähe gemachten Funde sprechen dafür, daß dieser Felsen in grauer Vorzeit ein altheidnischer Opferaltar gewesen ist. Auch sein Name deutet darauf hin; denn es wurden nach Einzug des Christentums von den christlichen Priestern alle jene Stätten, da die Heiden ihren Göttern opferten, zu Wohnplätzen des Teufels gemacht, damit die Heiden jene Orte meiden und hassen sollten. Der Teufelsstein scheint aber noch in der christlichen Zeit ein heiliger Ort und sehr beachtet gewesen zu sein. Münzen aus dem früheren Mittelalter, welche man nach Biehla zu aufgefunden hat, ebenso eiserne Sporen und andere Geräte, die bei Bernburg ausgegraben wurden, sprechen dafür.

Daß der Teufelsstein einst ein altheidnischer Opferaltar, eine altheidnische Kultusstätte gewesen sein muß, das beweisen ferner die vielen Sagen, welche an diesen Felsen sich knüpfen. Von ihm wissen die Umwohner so viel zu erzählen.

Auf die an dem östlichen unteren Rande des Steines hinlaufende Vertiefung bezieht sich folgende Sage:

Als das erste Gotteshaus in Kamenz erbaut werden sollte, versuchte es der Teufel, den Baumeister zu verführen und dessen Seele zu erlangen. Er überredete den Baumeister, jenen Granitfelsen, den heutigen Teufelsstein, mit zum Aufbau der Kamenzer Kirche zu benützen. Der Teufel versprach ihm darum auch, wenn er des Baumeisters Seele erhalten könne, den Steinblock bis zur bestimmten Stunde an Ort und Stelle selbst zu schaffen. Der Baumeister war einverstanden. Damit nun der Teufel den gewaltigen Stein anzufassen vermöge, so legte er eine große Kette um den Felsen; doch es hatte der arme Teufel seine Kräfte weit überschätzt. Er hob den Stein zwar in die Höhe, aber er marterte

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)