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gedient haben und ein altheidnischer Altar waren. Die schüsselartigen Vertiefungen könnte man für die Blutwannen halten. Es umweht diese altehrwürdigen Granitblöcke ein eigentümlicher Zauber. Sie sind stumme Zeugen aus der Vorgeschichte unserer Heimat. – Wir besteigen nun den 12 Meter hohen Aussichtsturm. Auf die Zinne desselben führt eine gute Holztreppe. Der Blick von hier oben ist entzückend. Meilenweit liegt ringsum das heimatliche Land vor den Blicken des Beschauers ausgebreitet. Ein großer Teil der Lausitz ist von hier oben zu übersehen. Das Auge schweift von den Höhen des Erzgebirges bis in die Löbauer und Zittauer Gegend, von dem felsigen Berglande der Sächsischen Schweiz bis hin zum Spreewalde. Zahlreiche Ortschaften mit gesegneten Fluren sind sichtbar, einem Garten Gottes gleicht das Land. Der Blick vom Schwedensteinturme ist gleichschön zu jeder Jahreszeit, sei es im Frühling zur Blüte der Kirschbäume oder im Herbste, wenn die Bäume im bunten Blätterschmucke prangen, sei es im Sommer, wenn die gelben Getreidefelder wogen, oder mitten im Winter, wenn der Schnee Felder, Wiesen und Gärten verhüllt. – An der östlichen Außenseite trägt der Schwedensteinturm eine Platte mit folgender Inschrift:

Schwedensteinturm.
Erbaut 1898
vom Gebirgs- und Verschönerungsvereine
Pulsnitz und Umgegend.

Am Fuße des Turmes befindet sich eine Schutzhalle, die vielen Personen Raum bietet. –

Im Sommer 1901 ließ sich Herr Fabrikbesitzer Raupach aus Pulsnitz auf der Höhe des Schwedensteines am Nordfuße des Turmes ein schmuckes Landhaus erbauen, das dem Berge zu einer neuen Zierde geworden ist. Im Jahr 1902 wurde vom Restaurant „Zum Schwedenstein“ aus eine bequeme Fahrstraße nach der Höhe des Berges ausgebaut.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)