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61. Schicksale Stolpens im 30jährigen Kriege.

Es gibt wohl wenige Orte im Deutschen Reiche, die während des 30jährigen Krieges nicht mehr oder weniger schwer heimgesucht worden wären. Geschah es doch, daß zahlreiche Dörfer und Städte völlig dem Erdboden gleichgemacht wurden, sodaß man heute kaum noch deren Namen kennt. Zu denjenigen Orten unseres Vaterlandes, die im Laufe dieses ersten Krieges gar Schweres zu ertragen hatten, gehörte auch Stolpen. Über die Schicksale dieser Stadt während des 30jährigen Krieges erzählt der Chronist Gercken folgendes:

„Schon im Jahre 1631 streiften die Kaiserlichen Croaten in hiesiger Gegend herum, wie denn am 30. September, abends 7 Uhr, etliche Hundert Mann vor Alt-Dresden kamen, welche einen Anschlag auf das Jägerhaus hatten. Weil aber ihre Ankunft durch einen Reiter noch in Zeiten gemeldet worden war, so verstärkte man die Wache und ließ aus groben Geschützen unter die anrückenden Croaten feuern. Da es ihnen also nicht nach Wunsch gelingen wollte, steckten sie etliche Scheunen vor Alt-Dresden in Brand und begaben sich nach Stolpen. Daß unsere Stadt und Gegend schon damals ziemlich mitgenommen war, ist leicht zu glauben, jedoch war solches für nichts zu rechnen, gegen dasjenige, was Stolpen im folgenden Jahre betraf, da die Croaten am 1. August die Stadt überfielen, rein ausplünderten und endlich mit Feuer ansteckten.“ Senff, der älteste Chronist Stolpens, erzählt dieses Unglück sehr umständlich und ausführlich, und es sollen darum seine eigenen Worte zum Teil hier angeführt und beibehalten werden:

„Der Dreißigjährige Krieg war ein Mörder vieler Städte und machte auch diesen Ort (Stolpen) plötzlich zu nichte. Wie bekannt, waren die Kaiserlichen anno 1632 noch sächsische Feinde. In Zittau aber lag ihr Obrister einer, Namens Goltz (unsere Leute machen Golonitz daraus). Viel Croaten hatte er unter seinem Commando, welche das Land durchstreiften und sonderlich unsere Grenzen beunruhigten. Nun ward der „Einspänniger Leutnant“ Kraußhaar aus Dresden hierher commandiert, der sollte recognoscieren, wie stark der Feind wäre, u. wo er anzutreffen sei. Wie er zu uns kam, ließ der Amtsschösser Johann Großmann es geschehen, daß dreißig Bürger, die fast stets in

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)