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Rast und fühlt sich hier äußerst wohl. Freilich, es werden die Räume dieses altehrwürdigen Gasthofes für den Wanderer nicht allzulange mehr geöffnet sein. Die Gasträume entsprechen heute nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften und Bedingungen, darum ist im Monate Juli 1902 der Grundstein zu einem neuen Gebäude gelegt worden, das nur wenige Schritte von diesem alten Gasthause aufgeführt wurde. In dem neuen Gebäude wird künftig der Wanderer Erholung finden. Der neue Gasthof „Zum Schwarzen Roß“ soll im Spätherbste 1902 dem Verkehre übergeben werden. Die Räume des alten Gasthofes werden dann für immer geschlossen.

Das ist nunmehr geschehen und zwar am 27. Februar 1903. An diesem Tage wurden die Räume des alten Gasthofes zum „Schwarzen Roß“ für den öffentlichen Verkehr geschlossen und die Räume des neuen, schmuckeren Gasthofes, der zur Erinnerung aber auch den Namen „Zum Schwarzen Roß“ führt, bezogen. – Am 16. Juni 1903, abends 9 Uhr, kam der alte Gasthof in große Gefahr. In den angrenzenden Scheunen war Feuer ausgebrochen, das wütend um sich griff und auch den westlichen Giebel des alten Gasthofes in Brand steckte. Doch gelang es dem energischen Eingreifen der Feuerwehren, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Über 20 Spritzen aus stundenweiter Entfernung waren herbeigeeilt. Das altehrwürdige Gebäude wurde zwar etwas beschädigt, ist aber erhalten geblieben, und seine Räume dienen jetzt Sommerfrischlern zum Aufenthalt.


34. Der „Schwarze Teich“ bei Fischbach.

In der Nähe des Gasthauses „Zum Schwarzen Roß“ wird die Bautzener Landstraße von einem Fahrwege gekreuzt, der von Fischbach nach Wilschdorf führt. Dreihundert Schritte von dieser Wegkreuzung entfernt liegt in der Richtung nach Dresden zu, ganz unmittelbar an der erwähnten Landstraße, zur Linken eine mit Stangen umrahmte sumpfige Fläche, auf der Sträucher und verschiedenes Gestrüpp sich ausbreiten. Man bezeichnet diese moorige Stelle als den „Schwarzen Teich“. Auch auf den Generalstabskarten ist diese Bezeichnung zu finden. – Der „Schwarze Teich“ gilt als ein unheimlicher Ort, den niemand gern betritt, und an dem nachts niemand gern vorübergeht. Hier erblickt der nächtliche Wanderer zu manchen Zeiten Irrlichter, oftmals vernimmt er Stöhnen und Seufzen, selbst Hilferufe. – Vor Jahren war der „Schwarze Teich“ noch weit umfangreicher und dazu auch wasserreicher. Wehe demjenigen, der sich hier verirrte und ihm zu nahe kam! Gar bald verloren die Füße den Untergrund, und der Verirrte versank unrettbar; denn der „Schwarze Teich“ war sehr tief, indem den Untergrund dieses Teiches ein bodenloser Moor bildete. Noch heute ist es besser, diesem umrahmten Platze fernzubleiben; denn die Gefahr des Versinkens ist auch jetzt noch groß. Mancher Wanderer soll hier in früheren Zeiten verunglückt sein. In dem Kriegsjahre 1813 sind mehrere französische Reiter im „Schwarzen Teiche“ versunken, die man hierher gelockt hatte. Auch wird erzählt, daß verwundete Krieger, welche man vom „Fuchs“ bei Schmiedefeld auf Schiebeböcken nach Dresden in das Hauptlazarett bringen mußte, an dem „Schwarzen Teiche“ abgeworfen und ohne Erbarmen in den Sumpf gestoßen worden wären, in dem dieselben nach wenigen Augenblicken für immer versanken. Sie sollen es sein, die da nachts stöhnen und klagen und um Hilfe rufen.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 078. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)