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Diese Art der Kunst, aus inneren Erlebnissen und Notwendigkeiten geschaffen, tritt uns in den alten Wohnhausbauten Dresdens entgegen und macht uns diese noch besonders wertvoll. Wie wir in der bis ins Ungeheuerliche gesteigerten Monumentalität der Pyramiden die machtvollen Dynastien ägyptischer Herrscher verkörpert sehen, wie uns das heitere und abgeklärte Wesen des griechischen Volkes in seinen sonnigen Tempeln entgegenleuchtet, oder die prächtige Hofhaltung eines August des Starken im Zwinger sich uns vergegenwärtigt, so redet hier ein gutes Stück Dresdner Bürgergeschichte zu uns, das auch der heutigen Generation lieb und wert sein sollte.

Das bürgerliche Wohnhaus und seine innere Einrichtung war in früheren Zeiten durchdrungen vom Geiste seiner Bewohner, die Gestaltung der Räume entsprach den Lebensbedürfnissen, die gesteigerte oder verminderte Wohlhabenheit des Bürgerstandes drückte der äußeren Architektur einen gewissen Stempel auf. Es bestand eine starke innerliche Einheit in allen Dingen, die sich ebensosehr in den Gewohnheiten des Volkes, in der Arbeit des Handwerkers, wie im gesellschaftlichen Leben und in den Werken der Künstler aussprach.

Heute ist von alledem so gut wie nichts mehr vorhanden. Der gegen das Ende des neunzehnten Jahrhunderts mehr und mehr überhand nehmende Kapitalismus mit allen seinen ungesunden Nebenerscheinungen, vor allem dem gesteigerten Materialismus und Intellektualismus hat eine Verflachung unserer Kultur und demzufolge einen Niedergang aller bildenden Künste, insbesondere aber der Architektur zur Folge gehabt. Die charakterlose und in den meisten Fällen nur auf den materiellen Gewinn bedachte Zeitgesinnung spricht sich nicht nur in unserer monumentalen Architektur, sondern in erster Linie in dem heutigen bürgerlichen Wohnhausbau aus. Dazu kommt das Hasten unserer Zeit, das in den meisten Fällen ein Vertiefen in die zu erfüllenden Bauaufgaben unmöglich macht und jedes liebevolle Eingehen auf Einzelheiten verhindert. So steht der Bau als ein unfertiges Ganzes da und als eine Folge von Kompromissen zwischen dem Bauherrn und dem Architekten.

Die Architektur, wobei wir diesen Begriff als Baukunst im weitesten Sinne des Wortes fassen wollen, war bis zum Beginn des neunzehnten Jahrhunderts noch eine nur vom Baukünstler oder dem fachlich gebildeten Maurermeister geübte, auf Jahrhunderte

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Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/84&oldid=- (Version vom 26.11.2024)