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Schlußbetrachtung.

Eine aufmerksame Betrachtung der bürgerlichen Baudenkmäler Dresdens und die ernsthafte Beschäftigung mit der Entwicklung des Wohnhausbaues dieser Stadt, wie sie in den hauptsächlichsten Zügen in der vorliegenden Schrift zu schildern versucht wurde, gibt uns in vielen Beziehungen sehr lehrreiche Aufschlüsse. Es ist nicht nur ein Gefühl der Freude und des Genusses am Schönen, das wir beim Anblick solcher Baudenkmäler empfinden, oder die Ehrfurcht vor ihrem geschichtlichen Werte, die uns bannt, es spricht aus ihnen auch noch die Lebensart längst verblichener Geschlechter zu uns, es tritt uns die Verkörperung eines dahingegangenen Menschentums entgegen. Das Wesen der Architektur ist mit der Lehre von der äußeren und inneren Ausbildung der Räume nach den Grundsätzen der Technik und Ästhetik noch nicht erschöpft, in letzter Linie ist die Baukunst wie alle bildenden Künste eine Ausdrucksform der gesamten Kultur eines Volkes. Diese Form wird sich aber erst dann zu künstlerischer Reife ausbilden können, wenn sie auf schöpferischen Regungen des breiteren Volkslebens beruht, wenn die künstlerische Gestaltung der Wohnung und ihrer Geräte ein Lebensbedürfnis des Bürgers geworden ist. Eine solche Kunst wird auch stets ein nationales und heimatliches Gepräge tragen, wird aber auf dieser landschaftlichen und bodenständigen Grundlage durch ihre starken Lebensäußerungen so charakteristisch und eigenartig zu Tage treten, daß sie uns als eine neue und durchaus selbständige Kunstform erscheint.

Empfohlene Zitierweise:
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/83&oldid=- (Version vom 26.11.2024)