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hatte, fand Ratsarchivar Prof. Dr. Richter ein altes Gemeindebuch der Friedrichstadt mit einem Einwohnerverzeichnis dieser Vorstadt aus den Jahren 1780 bis 1802. Darin war auch der Kupferstecher Karl August Richter unter Nr. 16 mit angegeben. Dieses Haus, das als „ein im Garten stehendes, mit dem Parterre 2 Etagen hohes Wohnhaus“ bezeichnet wird, ist das vorerwähnte Gartenhaus im Grundstück Friedrichstraße 44.

Da nach dem vor einiger Zeit erfolgten Tode der Frau Lax die Erben an einen Verkauf des Häuschens dachten, regte der Denkmalpflegeausschuß des Vereins für Geschichte Dresdens den Ankauf des Besitztums durch die Stadtgemeinde an. Leider ist jedoch die Erwerbung des Grundstückes vom Rate zu Dresden abgelehnt worden. Das ist im Interesse der Erhaltung der Stätte, wo einer der größten Söhne Dresdens geboren wurde, tief bedauerlich. Es sollten hier nicht wirtschaftliche oder geschäftliche Gründe sprechen, sondern allein das ethische Moment. Was Ludwig Richter für Dresden bedeutete, hat erst kürzlich mit warmen Worten Ferdinand Avenarius in der Einführung der vom Dürerbunde herausgegebenen Volksausgabe von Ludwig Richters „Lebenserinnerungen eines deutschen Malers“ ausgesprochen. Er berührt dabei den Zusammenhang Ludwig Richters mit unserem Volksleben, überhaupt mit dem, was unser ureigenes deutsches Wesen ausmacht. Es wird hierbei von den gleichen Gedanken ausgegangen, mit denen ich dieses Buch eingeleitet hatte, und ich möchte unsere Betrachtungen über die bürgerlichen Baudenkmäler Dresdens mit dem trefflichen Ausspruch von Avenarius in der Volksausgabe von Ludwig Richters Lebenserinnerungen schließen: „Aus dem Boden seiner Vergangenheit hebt sich eines Volkes eigentliches Wesen durch all das Umbilden in regen und stillen Jahrhunderten herauf bis zu dem frischen Heute, das Mutter des fröhlichen Morgen ist. Aber nur dann kann der Baum saftreich im Wipfel treiben, wenn das Geäder von den Wurzeln her ununterbrochen zusammenhängt.“

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Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/82&oldid=- (Version vom 26.11.2024)