Ludwig Richters Geburtshaus.
Nach dem Sturze des Ministers von Einsiedel im Jahre 1830 zog mit seinem Nachfolger, von Lindenau, neues Leben in die Residenz Dresden ein. Die Stadt erinnerte sich ihres alten Ruhmes als Pflegestätte der schönen Künste. Der neue Minister erkannte, daß die Dresdner Kunstakademie einer umfassenden Reform bedurfte, und begann junge Künstler an die Stelle der veralteten Lehrer heranzuziehen. Die Bildhauer Ernst Rietschel und Ernst Hähnel wurden berufen, später die Architekten Gottfried Semper und Thürmer. Als Nachfolger seines Vaters, der noch nach der längst überwundenen Schule Zinggs Landschaftsunterricht gab, wurde der dreiunddreißigjährige Maler Ludwig Richter angestellt. Zu diesen Kräften gesellten sich bald die Düsseldorfer Maler Hübner und Bendemann sowie der Münchner Meister Julius Schnorr von Carolsfeld[WS 1].
Alle diese Künstler wirkten in bedeutendem Maße auf das Dresdner Kunstleben ein, die Stadt schien sich noch einmal wie im vergangenen Jahrhundert zu strahlender Blüte zu entfalten, da traten die Wirren der Revolutionsjahre dazwischen. Semper hatte das Theater und die Gemäldegalerie vor dem Zwinger erbaut, die Bildhauer Rietschel und Hähnel stellten prächtige Denkmäler in Dresden auf, und die Malerei hatte einen hohen Aufschwung genommen. Aber wenn wir die Gestalten jener Zeit an uns vorüberziehen lassen, ist es besonders Ludwig Richter, dessen Wirken so recht zum Herzen spricht, und dessen Kunst heute im besten Sinne volkstümlich
genannt werden kann. Wir alle kennen von klein auf seine entzückenden Holzschnitte
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Siehe: Aus Julius Schnorrs Tagebüchern
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/80&oldid=- (Version vom 25.11.2024)