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Über Pöppelmann und seinen Zeitgenossen George Bähr ist noch einiges nachzuholen. Jener ist zweifellos auch der Architekt des ehemaligen Rutowsky’schen Palais in der Kreuzstraße und des Brühl’schen Palais in der Großen Schießgasse. Letzteres bildete früher den Abschluß der Moritzstraße und war von hervorragender Schönheit. Es hatte eine zwischen Häusern eingebaute Front von sechs Fenstern, die in den einzelnen Geschossen durch reichgeschmückte Verdachungen paarweise zusammengefaßt waren. Die Schauseite ist eine der schönsten und vornehmsten der Barockzeit. Sie ist im dritten Heft der Kunstdenkmäler Dresdens abgebildet. Leider mußte das Palais im Jahre 1885 beim Durchbruch der König-Johann-Straße abgebrochen werden.

George Bähr (1666–1738) hat uns im Hôtel de Saxe, Moritzstraße 1 b, und dem British Hôtel, Landhausstraße 6, zwei vorzügliche Wohnhausbauten seiner Hand hinterlassen. Beide Gebäude standen früher auf einem Grundstück, das noch 1709 der Familie von Rechenberg gehörte. Dann erwarb es der Reichsgraf Wolfgang Dietrich von Beichlingen und ließ sich von George Bähr, angeblich um seinen Reichtum zu zeigen, die Palais in der Moritzstraße und Landhausstraße, der früheren Pirnaischen Straße, erbauen.

Das Grundstück ging darauf mehrfach in Besitzwechsel über. Es gehörte nacheinander dem Kabinettsminister Peter Robert Taparelli, Grafen von Lagnasco, dem Oberstküchenmeister Adolph Freiherrn von Seifertitz und dem Oberhofjägermeister Karl Ludwig Reichsgraf von Wolffersdorf, der das Haus in der Moritzstraße teilweise verändern ließ. Er verkaufte im Jahre 1752 den an der Landhausstraße gelegenen Teil an den Kurfürstlichen Oberstleutnant von Arnim, den Gatten einer Gräfin Hoym. Die Gebäude wurden jetzt durch eine Brandmauer getrennt. Später erwarb das Grundstück in der Moritzstraße Fürst Heinrich Eugen zu Anhalt-Dessau, der vierte Sohn des „alten Dessauers“. Nunmehr wechselten die Besitzer rascher. Bereits um 1766 wurden Teile des Hauses zu Hôtelzwecken vermietet. Im September des Jahres 1888 eröffnete die Münchner Bierbrauerei „Löwenbräu“ ihre in das Erdgeschoß eingebauten Restaurationsräume.

Auch das Hôtel de Saxe trägt den für die Bauten des achtzehnten Jahrhunderts typischen Charakter im Grundriß und Aufbau. Ersterer verrät in der Anordnung der Festräume, der darum liegenden Nebenräume für die Dienerschaft und ihrer Verbindung

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Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/71&oldid=- (Version vom 25.11.2024)