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Neumarkt sehen wir derartige Dächer. Ein besonders schönes Beispiel bietet das Haus an der Kreuzkirche 2 (Taf. XII), das auch sonst den Charakter des Barockhauses zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts in sehr stark ausgeprägtem Maße trägt. Das Haus hat eine Front von fünfzehn Fensterachsen, die durch einen hervorgehobenen mittleren Streifen und zwei durch die ersten beiden Geschosse gehende Erker in vier Teile getrennt wird. Die Architektur ist durch Lisenen und einfache Füllungen gebildet, nur die Fenster der Mittelachsen und der beiden Erker zeigen ornamentalen Schmuck. Balkone mit einfachen schmiedeeisernen Geländern schließen die Erker nach oben ab. Das Tor in der mittleren Achse des Hauses hat Ähnlichkeit mit dem des früheren Brühl’schen Palais in der Großen Schießgasse, das von Pöppelmann erbaut wurde.

Äußerst wirkungsvoll und sehr fein in der Reliefwirkung ist das in Mansardenform gehaltene Dach mit den soeben besprochenen, für Dresden so charakteristischen langen Reihen von Dachfenstern. Die Abmessungen der einzelnen Teile dieses Daches, die ganz gleichmäßig durchgebildeten Reihen der Fenster und die kunstgerechte Eindeckung mit Ziegeln von wundervoller Patina geben dem ganzen Hause einen stimmungsvollen Abschluß. Das Haus ist vermutlich von dem Dresdner Maurermeister Georg Hase erbaut worden, da es große Ähnlichkeit mit der bereits erwähnten „Schiffmühle“ in der Galeriestraße 14, an der Ecke der Frauenstraße, hat, die nach P. J. Marperger von Georg Hase erbaut sein soll. Die Erker dieses Hauses zeigen fast die gleiche architektonische Durchbildung wie bei dem vorgenannten Gebäude an der Kreuzkirche, auch finden sich hier die doppelt übereinander stehenden Dachfenster. Georg Hase, der auch als Erbauer des Hauses Rampischestraße 7, seines eigenen Wohnhauses, zu gelten haben wird, zeigt in seinen Bauten wieder große Ähnlichkeit mit den Schöpfungen Johann Gottfried Fehre’s, dessen Löwenapotheke am Altmarkte, Ecke Wilsdruffer Straße, bereits genannt wurde. Fehre hat nach Marperger noch das heute in den unteren Geschossen durch Umbauten verstümmelte Haus am Altmarkt 15, den sogenannten „Goldenen Ring“ und nach Hasche’s Beschreibung Dresdens auch das ehemalige „Rennersche Brauhaus“, Scheffelstraße 6, erbaut. Die gleiche architektonische Behandlung finden wir noch bei den Häusern Große Brüdergasse 9, Kleine Brüdergasse 12, Töpfergasse 1,

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Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/53&oldid=- (Version vom 19.11.2024)