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und wohleingerichtete Zimmer zu haben, während die Wohnungen hoher Staatsbeamter und Großwürdenträger Salons, große Säle, Bibliotheken und Kunstkabinette aufweisen mußten. Ganz besondere Pracht aber sollte bei den Palästen der Fürstlichkeiten entfaltet werden. Die Bienséance erstreckte sich weiter nicht nur auf die höchste Vervollkommnung und wohlüberlegte Anordnung der Innenräume, sie kam auch in der äußeren Architektur zur Anwendung. Es entwickelte sich nach ihren Gesetzen eine Art Rangordnung in der Baukunst, die den einzelnen Gebäuden und Schauseiten ganz bestimmte architektonische Elemente und Glieder vorschrieb. So durften Säulen, als die vornehmsten Träger architektonischer Gedanken, nur bei Palästen, Schlössern und öffentlichen Gebäuden verwendet werden. Bei diesen Bauwerken waren sie wieder an der Hauptvorlage anzuordnen, während die Rücklagen Lisenen oder funktionslose Architekturglieder zu bekommen hatten. Ebenso wie für die Säulen und Pfeiler gab es auch für die Gestaltung der Bögen bestimmte Vorschriften.

Die Bienséance, deren Hauptausdrucksmittel die Symmetrie ist, hat jahrhundertelang die Architektur beherrscht, und ist erst von den modernen Baukünstlern vollkommen überwunden worden. Sie fand in dem fein ausgebildeten Geschmack der vornehmen Welt jener Zeit ihre hauptsächlichste Stütze, wie denn auch Cordemoy mit seinem „Nouveau traité de toute l’architecture“ in erster Linie eine bessere Bildung der Bauhandwerker, der Maurer, Zimmerleute, Tischler und Metallarbeiter herbeiführen wollte. Vor allen Dingen aber waren die Grundsätze Cordemoys bestimmend auf die Gestaltung der Bauwerke im Zeitalter des Barocks und fanden bei französischen wie deutschen Architekten begeisterte Aufnahme.

In Dresden leitete Pöppelmann die nach solchen Lehren sich richtende Architekturperiode ein. Sein für die Prachtentfaltung und Lebensart am sächsischen Hofe unter August dem Starken so bezeichnendes Werk, der Dresdner Zwinger, ist eine der geistreichsten Architekturschöpfungen aller Zeiten. Doch steht die Architektur Pöppelmanns noch zu sehr unter dem ersten Einfluß der neu anbrechenden Zeit, die Phantasie des Architekten weiß sich noch keine Zügel aufzuerlegen. Auch die von Pöppelmann erbauten bürgerlichen Wohnhäuser zeigen in ihren Einzelheiten einen an die Zeit des Rokoko

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Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/49&oldid=- (Version vom 25.11.2024)