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Das Äußere des Hauses ist einfach, aber von guter und vornehmer Wirkung. Auf dem stark gequaderten Erdgeschoß erhebt sich über zwei rechteckigen Pfeilern ein dreigeschossiger Erker von feiner architektonischer Durchbildung, den schon Hasche in seiner umständlichen Beschreibung Dresdens besonders rühmt: „Ob es gleich eines der schmählesten Häuser ist, und aus zwey Fenstern und einem Erker bestehet, so ist doch dieser nämliche Erker ein deutlicher Beweiß, daß nicht allemal reiche Verzierungen von Pilastern die Schönheit eines Baues ausmachen; denn hier findet man gar keine: sondern bloß die Verhältniß der Schäfte geben selbigem ein ernsthaftes Ansehen. Die übrigen Stockwerke sind ganz einfach, und bloß der Unterstock und die erste Etage sind mit einem Gurtsimms durchschnitten.“

Früher ist das Haus mit einem flachen Dach abgedeckt gewesen, auf dem nach Hasche sich allerlei Merkwürdigkeiten befanden. Es waren dort steinerne Wassertröge aufgestellt, die mittels einer im Hofe stehenden Maschine in kurzer Zeit gefüllt werden konnten, und dann das Wasser im ganzen Hause verteilten. Die Tröge waren nett ausgehauen und mit vielen künstlichen Figuren, die Wasser spritzten, versehen. Diese Bemerkung legt die Vermutung nahe, daß Teile des jetzt im Hofe befindlichen Brunnenwerkes oder ähnliche Anlagen sich früher auf dem Dach befunden haben. Auch eine Windfahne, die in dem untersten Geschoß die Richtung und Stärke des Windes anzeigte, und eine Feuerspritze sowie ein Observatorium mit vielen Instrumenten befanden sich nach Hasche auf dem Dache des Dinglinger’schen Hauses.

In der nun folgenden Zeit unter der Regierung der kunstliebenden Fürsten August des Starken und Friedrich August II. nahm die Bautätigkeit einen bedeutenden Aufschwung. Die glänzenden Architekten Pöppelmann, Longuelune, Jan de Bodt und die berühmten Kirchenbaumeister Bähr und Chiaveri schmückten die Stadt mit ihren Werken, zu denen die Nachwelt noch heute mit Bewunderung aufblickt. Gleichzeitig mit der monumentalen Architektur entfaltete sich auch die bürgerliche Baukunst zu höchster Blüte; die Stadt erhielt damals das ausgesprochen barocke Gepräge, das sich in der Innenstadt bis zum heutigen Tage erhalten hat. Dresden erlangte in kurzer Zeit den Ruf einer schönen Stadt, den es in nicht geringem Maße seinen vortrefflich

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Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/47&oldid=- (Version vom 18.11.2024)