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hebräische Inschrift „Jehova“ zu lesen, an den Ecken daneben befinden sich geflügelte Engelsköpfe. Der Erker dürfte zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts entstanden sein. Ahnliche Erker finden sich an den Häusern Rampische Straße 1, 5 und 7, Schössergasse 11, Frauenstraße 2 und 9, Galeriestraße 17 und 18, Große Brüdergasse 9 und 10, Breitestraße 1 und Töpfergasse 10 und 12. Besonders schön und reich ausgebildet ist der mit gekuppelten Fenstern versehene Erker des Hauses Schloßstraße 5, ebenfalls aus dieser Zeit.

Frauenstraße 9, Grundriß
des Erdgeschosses.

Die innere Einrichtung eines damaligen Wohnhauses können wir am besten an dem sehr gut erhaltenen Hause Frauenstraße 9 studieren, das der berühmte Dresdner Goldschmied Johann Melchior Dinglinger (1664–1731) für sich erbauen ließ. Dinglinger, dessen Kunstfertigkeit wir an zahlreichen, im Grünen Gewölbe des Dresdner Schlosses aufgestellten Gefäßen, Figuren und Kostbarkeiten heute noch bewundern, arbeitete außer für August den Starken auch für viele auswärtige Fürstlichkeiten, die ihn bei ihren Besuchen in Dresden in seinem Hause aufsuchten. So wohnte im Jahre 1712 Peter der Große acht Tage lang bei ihm, ebenso war der König von Dänemark mehrere Male Dinglingers Gast. Das sehr schmale Haus mit nur drei Fensterachsen hatte nach der Straße zwei Zimmer, das größere mit einem Erker, eine den Mittelpunkt des Hauses bildende geräumige Diele und mehrere Nebenräume sowie kleinere Zimmer im Seitenflügel und Hintergebäude. Der Innenhof, in dem auf der rechten Seite eine Galerie zur Verbindung des Vorder- und Hinterhauses liegt, ist mit einem sehr reizvollen Brunnenwerk (Taf. VIII) geschmückt. Wir sehen ein mit Muscheln und Engeln reich verziertes Becken, von einem Delphin als Wasserspeier getragen. Darüber baut sich über dem Sims ein Muschelwerk mit Engeln, die Fruchtschnüre halten, auf. Ein als Schlußstein ausgebildeter Kopf und seitliche Konsolen mit Engelskörpern und Delphinen vervollständigen das Ganze.

Empfohlene Zitierweise:
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/46&oldid=- (Version vom 26.11.2024)