Das Barockwohnhaus.
An Dresden waren die Wirren des dreißigjährigen Krieges nicht spurlos vorübergegangen. Wenn auch die Stadt von einer Belagerung verschont geblieben war, zeigten doch die Vorstädte, die man teilweise niedergebrannt und eingerissen hatte, um dem Feinde keine Zufluchtsstätte und Stützpunkte für Angriffe zu geben, ein trauriges Bild. Erst allmählich begann das wirtschaftliche Leben wieder zu erstarken und eine stärkere Bautätigkeit einzusetzen. Barocke Elemente kamen um diese Zeit in der Architektur mehr und mehr zum Durchbruch. Die kursächsische Residenz hatte sich unter der Regierung Christian I. und II. wie Johann Georg I. und II. wenig verändert, die verdienstvollste Tat des Kurfürsten Johann Georg II. war die Erweiterung des Schlosses durch den im Jahre 1655 nach Dresden berufenen Architekten Wolfgang Kaspar von Klengel und die Anlegung des Großen Gartens. Jedenfalls unter Klengels Oberleitung entstand auch um 1680 das schöne Palais im Großen Garten, als dessen Architekten uns Johann Georg Starke und Johann Friedrich Karcher genannt werden.
Dieser Bau übte zweifellos auch auf die bürgerliche Baukunst Dresdens einen gewissen Einfluß aus. Es treten jetzt reichere Gliederungen in den Schauseiten auf, die sich namentlich in der häufigen Anordnung von Erkern aussprechen. Ein besonders gut ausgebildeter Erker aus jener Zeit, an der Ecke des Gebäudes angebracht, ist an dem Hause Galeriestraße 9 bis heute erhalten geblieben. Andere schöne Beispiele finden sich an vielen Häusern der Schloßstraße, Rampischen und Wilsdruffer Straße. Neben
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/44&oldid=- (Version vom 15.11.2024)