Seite:Walter Mackowsky Baudenkmäler.djvu/40

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Burchardi, einem kurfürstlichen Kammer-Cassirer her. Das nächste Geschoß trägt die Inschrift:

Jehovae justitia moriar

und in hebräischer Schrift, in einem von Engelköpfen und Strahlen umgebenen Schilde den Namen: Jehova. Auf dem Gitter des abschließenden oberen Balkons sind die Buchstaben J. S. mit der Jahreszahl 1861 angebracht.

So war das Haus verschiedenen Umbauten unterworfen. Es ist heute in seinem unteren Teile noch sehr gut erhalten, wenn auch die daran angebrachte Reklame die Gesamtwirkung stark beeinträchtigt.

Aus der Zeit der Frührenaissance haben sich nur einzelne Teile von Wohngebäuden erhalten. Unter ihnen muß ein runder Erker an dem Hause Ecke Neumarkt und Frauenstraße (Taf. IV) besonders hervorgehoben werden. Dieses Haus, das jetzt mit dem später zu erwähnenden Barockhause in der Frauenstraße 14 verbunden ist, hatte früher als selbständiges Wohngebäude seinen Eingang am Neumarkt und ist zweifellos älteren Ursprunges. Die Schauseite des Hauses ist schlicht und ohne jeden Formenreichtum, wird aber durch den prachtvollen Erker belebt. Dieser springt sehr weit aus der Ecke des Gebäudes hervor und geht durch zwei Geschosse. Er ist leider in seinem oberen Teile durch Ergänzungen verstümmelt und durch die starke Stütze unter dem Unterbau in seiner Wirkung etwas beeinträchtigt worden. Aus der Zeit seiner Entstehung, nach Gurlitt etwa um 1530, sind nur die untersten Teile bis zur Brüstung des ersten Obergeschosses. Diese sind mit reicher Bildhauerarbeit geschmückt. Über einem stark profilierten kräftigen Unterbau zieht sich ein Fries mit tanzenden Kindern hin, der von Halbsäulen zur Unterstützung der oberen Erkerteile unterbrochen wird. Darüber laufen mehrere kräftig profilierte Simse und ornamentierte Bänder um die Brüstung unter den Fenstern des ersten Geschosses. Die oberen Geschosse des Erkers und der abschließende Balkon zeigen barocke Formen aus dem achtzehnten Jahrhundert.

Die nachfolgende Zeit der Spätrenaissance brachte insofern eine Veränderung des Grundrisses mit sich, als sich die ackerbautreibende Bevölkerung mehr und mehr in die Vorstädte zurückzog, die Viehhaltung im Innern der Stadt also seltener wurde. Damit

Empfohlene Zitierweise:
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/40&oldid=- (Version vom 15.11.2024)